Essen. Der neue Zeichentrickfilm des Spaniers Pablo Berger ist ein kleines Wunderwerk. Die Geschichte einer Freundschaft – zum Staunen und Mitfühlen.
Manchmal genügt ein einziges Bild und man weiß, hier sieht man gerade einen Film, der es wert ist, gesehen zu werden. Im neuen Film des Spaniers Pablo Berger („Blancanieves“) ist es gleich das allererste Bild, das uns in den Abendfarben eines Van-Gogh-Gemäldes einen Blick auf New York beschert, wie er zuletzt so schön und einladend nur Woody Allen vor 40 Jahren und damals in Schwarz-weiß in „Manhattan“ gelang.
„Robot Dreams“ beginnt als Geschichte einer Freundschaft. Der einsame Nerd Dog, der so einsam ist, dass er mit sich selbst Computer-Pingpong spielt, folgt einer Werbung im Fernsehen und bestellt einen Freundschaftsroboter.
In „Robot Dreams“ werden alle Rollen von Tieren verkörpert
Er baut ihn zusammen und Wunder – die beiden werden tatsächlich Freunde. Dann passiert etwas Unerwartetes und plötzlich haben wir es mit zwei Handlungsfäden zu tun. Und mehr vom Verlauf des Geschehens soll an dieser Stelle nicht verraten sein, denn je unvorbereiteter einen dieser Film trifft, desto tiefer zielt er ins Herz.
Das ist nun zugegeben ziemlich dicke Hose, um Aufmerksamkeit für einen Film zu erheischen, aber ausnahmsweise sollte das der richtige Weg sein. Rein formal haben wir es mit einer Fabel zu tun, denn alle Rollen werden von Tieren verkörpert, die vom Aussehen her oder durch die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften die Bevölkerung von New York in den 1980er Jahren (ja, in manchen Hintergründen stehen noch die Twin Towers im Bild) spiegeln.
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Außerdem ist es ein Zeichentrickfilm alter Schule, in dem alles Wesentliche von Hand entwickelt und erstellt wurde. Der Look geht damit denkbar deutlich weg von der keimfrei sauberen Quietscheentchen-Ästhetik des 3D-Digitalkinos.
„Robot Dreams“: Kein Wort im Wimmelbild New York
Hier sieht man Zeichnungen, die im Einzelbild schlicht erscheinen mögen, im Bewegtbild hingegen eröffnet sich ein Wunderland der cleveren cineastischen Zitate und Verweise, der leisen Töne, der tiefsten Verzweiflung und des ungebremsten Glücks zum Schauen, Staunen und Mitfühlen. Der wesentliche Kniff aber ist es, dass es in diesem Wimmelbild New York kein einziges gesprochenes Wort gibt.
Blicke und Geräusche genügen vollkommen für eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die so unwiderstehlich für sich einnimmt, dass man selber kaum glauben mag, wie sehr man mit den Figuren mitfiebert.
Der Song „Happy“ macht in „Robot Dreams“ doppelt Spaß
Und erst diese Musik! „September“ von Earth, Wind & Fire, etwa geflötet von einem gut gelaunten Roboter, wird zur Hymne der Freundschaft. Und „Happy“ von William Bell ist so ansteckend enthusiastisch, dass man sich fragt, wieso der Song erst jetzt für einen Film entdeckt wurde. Das muss man einfach erlebt haben.
So schön kann Kino sein!