Essen. Worüber schreiben? Die Kinder unseres Autors hätten da ein paar Ideen. Es geht um Wandmalereien, Klavierkonzerte und Fäkalien an Schulwänden.
Worüber soll ich diese Woche schreiben, Kinder? „Über Steini, seine ganze Familie“, sagte Melia. Über ihren vogelkopfgleichen, wenig kuscheligen Mitbewohner, dessen Schuhkarton-Haus aus Protest seiner Vermieterin jetzt sogar in den Urlaub mitgenommen werden musste, hatte ich mich bereits vor einigen Wochen ausgelassen. Auch wenn Melia natürlich gerne einen ganzen Roman über ihren Stein lesen wollen würde – das Thema ist durch. „Schreib über die Wandmalerei, die kommt“, schlug dagegen mein Sohn vor, vermutlich um sich rückzuversichern, dass es sich bei dem Vorhaben, seine Kinderzimmerwand mit Serien- und Videospielikonen zu bemalen, nicht bloß um ein leeres Versprechen seines Vaters handelt.
Was man erfährt, wenn die Kinder die Schreibblockade lösen sollen
Melia hatte ganz andere Ideen: „Wer kochen will, geht zu einer Kochschule. Wenn Devin groß ist, will der zu einem anderen Land und kocht da“, schlug sie Zukunftsfiktion als Thema vor – nur um ein trotziges „Nö“ von ihrem Bruder zu ernten. Ein Sterne-Restaurant im Ruhrpott ist ja auch was Schönes. Wie wäre es dann mit Melias Träumen? Über ein Konzert solle ich schreiben, sagte sie. „Ich bin die Anführerin und mache Klavier.“ Wenn sich wenigstens mal die Musikschule melden würde, auf deren Warteliste Melia seit einem halben Jahr steht...
Vielleicht dann ein Text über die kaputte Kaffeemaschine, die wieder einmal kaputte Heizung? „Schreib darüber, dass wir hier so viele Schäden haben“, sagte Devin. „Und du auch im Kopf.“ Haha, sehr witzig. Deswegen fällt mir vermutlich nichts ein. „Was Spannendes brauche ich, eine Story“, wurde ich unruhig. „Schreib darüber, wie dreckig unsere Toiletten in der Schule sind. Da wurde sogar Kacke an die Wand geschmiert und Kackhaufen auf die Klobrille.“ Schön, dass man so etwas erst erfährt, wenn man die Kinder zwingt, die Schreibblockade zu lösen. Jetzt brauche ich noch eine Pointe, einen schönen Rahmen. Ääääh, sollen sich die Schulkinder mal so benehmen wie ein Stein im Schuhkarton!
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.