Essen. Schultoiletten sind ohnehin schlimme, eklige Orte. Aber in der Schule unseres Autors kommen noch weitere Probleme hinzu.
Das erste Wahlplakat, das ich in meinem Leben richtig wahrgenommen habe: Es muss eine dreckige Schultoilette darauf zu sehen gewesen sein. Oder zumindest das Volksvertreterversprechen, endlich Komfort in den heruntergekommenen Sanitäranlagen unserer Bildungseinrichtungen herstellen zu wollen. Was für ein billiges Wahlkampfmanöver – weiß ich heute.
Denn es ist doch völlig egal, wie modern eine Schultoilette tat sächlich ist, ob sie mit japanischer Keramik samt integrierter Popodusche oder einem spartanischen Plumpsklo ausgestattet wäre: Sie ist und bleibt ein unausstehlich stinkender Höllenort. Die Innenarchitektur beeinflusst das Verhalten nur bedingt.
Dabei tut unsere Schulleitung schon viel, um die Situation zu verbessern. Es gibt da den Toilettendienst, der in jeder Pause vor den Klos Wache hält und jene Schüler ermahnt, die nicht richtig abgezogen haben oder Sauereien hinter verschlossenen Türen veranstaltet haben. Allerdings ist die WC-Security ja nicht im 24-Stunden-Dienst – und so gibt es genug Zeitfenster, in denen der Fehlschuss auf den Toilettenrand nicht bereinigt oder eine halbe Klopapier-Rolle auf einmal versenkt wird.
Familienbande: „Kein Pfusch am Schulbau“
Letzteres ist für unsere Schultoilette besonders fatal: Als der Container-Bau für unsere Schule (sie soll aufgrund ihrer bergbaubedingten Schieflage neu gebaut werden) errichtet wurde, da hatten die Handwerker sich offenbar mächtig bei den Rohren verschätzt – was jetzt nicht mehr so einfach zu korrigieren ist. Nun ist es so eng im Abfluss, dass schon ein paar Klopapierblättchen zu viel für eine Verstopfung sorgen können.
Kein Wunder, dass meine jetzt eingeschulte Tochter sagt: Auf den Toiletten, da stinkt es zu sehr, da ist es zu nass. Das Pipi versucht sie deshalb bis zur Rückkehr einzuhalten. Mit dem Wahlkampf-Slogan „Kein Pfusch am Schulbau“, damit würden sie mich dieses Mal kriegen.
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.