Oberhausen. Der Lichtburg Filmpalast ist in der City so etwas wie eine Institution. Und ein beliebter Treffpunkt – etwa für die Internationalen Kurzfilmtage.

Es ist ganz still. Dabei ist der größte Saal des Kinos fest in Kinderhand. Kurz zuvor haben die kleinen Leute noch brüllend und jubelnd das Foyer erobert, und dass jetzt kein Ton mehr nach draußen dringt, muss an „Checker Tobi“ und seinem Charisma liegen. Es ist Vormittag, lange vor dem Start der regulären Vorstellungen, aber die Chefin ist schon da; Petra Rockenfeller überprüft den Tagesablauf. Dann hat sie Zeit. Gut so, denn es gibt viel zu erzählen.

Wenn Theater Orte für Geschichten sind, dann ist der Lichtburg Filmpalast in Oberhausen ein Buch. Das handfeste Innenstadtkino in der Fußgängerzone gehört zur City wie Eiskonfekt zur perfekten Filmvorstellung, Generationen sind mit ihm aufgewachsen. Und es ist ein etablierter Treffpunkt. Im Mai 2024 gehen wieder die Internationalen Kurzfilmtage über die Bühne.

Ein Stück Heimat in Oberhausen

Ein Stück urbane Heimat also, die seit über 25 Jahren unter der Regie der „Kino-Optimistin“ und studierten Germanistin und Erziehungswissenschaftlerin steht, die heute mit Fug und Recht behaupten kann, „dass es kein Kind in Oberhausen gibt, das das Kino nicht kennt. Und das war immer mein Ziel.“ Eine Haltung, für die sie gerade wieder ausgezeichnet wurde. Im Rahmen der Kino- und Verleihprogrammpreise, die Kulturstaatsministerin Claudia Roth jährlich verleiht, erhielt der Lichtburg Filmpalast den Sonderpreis für das beste Kinder- und Jugendfilmprogramm.

Gehört fest zum Stadtbild: Der Lichtburg Filmpalast in Oberhausen.
Gehört fest zum Stadtbild: Der Lichtburg Filmpalast in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Die Glastüren sind nur angelehnt, ein offenes Haus – dahinter: ein geräumiges Foyer mit Bar und Kassenbereich, in dem es betörend nach Popcorn riecht. Fünf Kinos, 800 Plätze, verbergen sich im unscheinbaren Gebäude, vom Kammertheater (42 Sitze) bis zum großen Saal (359 Sitze). Im Programm findet sich anspruchsvoller Mainstream ebenso wie Arthouse, zwölf bis 15 Vorstellungen gibt es täglich, in den Ferien sind es mehr.

Ein Kino in der Künstlergarderobe der Lichtburg

Ein Angebot, das im Laufe der letzten Jahrzehnte kontinuierlich gewachsen ist. „Unsere Säle“, sagt Rockenfeller, „spiegeln die Geschichte des Kinos wider.“ Dabei komme es dem Lichtburg Filmpalast zugute, dass er sich stets in einer Hand befand. Besitzer ist die Familie Pesch, „und für die war von Anfang an klar: Hier wird immer ein Kino bleiben“.

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1931 eröffneten die Brüder Wilhelm und Hubert Pesch ihr Kinovarieté-Theater mit damals über 1000 Plätzen, schon Marika Rökk soll dort getanzt haben. Im Krieg, 1943, wurde es zerstört, bereits 1950 liefen in den Trümmern wieder Filme. 1952 konnte mit der neuen Lichtburg ein modernes Großstadtkino mit 872 Plätzen eröffnen.

Noch in den 50er-Jahren kam als zweiter Saal das „Gloria“ dazu. Wenig später das „Studio“, heute das kleinste Theater im Haus: Es entstand in einer ehemaligen Künstlergarderobe. Damals habe man dem Siegeszug des Fernsehens zusätzliche Angebote entgegensetzen wollen und Platz geschaffen, wo immer es ging, berichtet Petra Rockenfeller. Heute ist das „Studio“ ideal für die jüngsten Gäste: In dem kleinen Saal haben sie keine Angst.

Das Foyer des Lichtburg Filmpalastes in der Oberhausener Fußgängerzone.
Das Foyer des Lichtburg Filmpalastes in der Oberhausener Fußgängerzone. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Dagegen erinnert das „Sunset“, in den 80ern eröffnet, an die Zeit des Videos, abermals eine Bedrohung für die Lichtspielhäuser. Und als in den 90ern die Multiplexe die Innenstädte eroberten, kam im Lichtburg Filmpalast das „Star“ hinzu: ein intimes Kino mit großer Leinwand und Sternen an der Decke, in dessen roten Samtsesseln man versinkt, einzeln oder zu zweit. „Es gab große Krisenzeiten und dann wurde investiert“, fasst Rockenfeller zusammen. „Das Kino hat sich mit der medialen Entwicklung immer wieder verändert.“ Demnächst werden mit Hilfe von Fördermitteln in allen fünf Sälen Laserprojektoren eingebaut, der nächste Schritt der Digitalisierung.

Ein Angebot an das Publikum von morgen

Als Rockenfeller Theaterleiterin wurde, hat sie den Schwerpunkt auf Kinder und Jugend gelegt. Ihr Publikum sieht Premieren vor dem Start – in Workshops schreiben junge Leute Kritiken, drehen Trailer, erlernen die Sprache des Films. „Die Kinder in Oberhausen wissen, was eine Froschperspektive ist. Und sie kennen auch den ‚American Style’ beim Western.“ Heute ist der Lichtburg Filmpalast Austragungsort der Kinderfilmtage Ruhrgebiet, außerdem der Jugendkinotage und der englischen Schulfilmtage. Und für die Kleinsten gibt ein Kurzfilmprogramm für Kindergartenkinder.

Rockenfeller arbeitet mit Schulen und Jugendzentren zusammen und erlebt dabei zusehends, „dass Lehrerinnen schon als Kinder bei uns waren“. Einige ihrer ehemaligen Kinokinder studierten heute etwas mit Film. Eine Erfolgsgeschichte mit Eigennutz: „So zieht man sein künftiges Publikum heran.“

Und so ist die engagierte Theaterleiterin voller Zuversicht, auch die Generation Streaming begeistern zu können. Neulich hat sie nachgefragt: „Hättet Ihr den Film auch zu Ende geguckt, wenn ihr ihn auf dem Handy gesehen hättet?“ Die Antwort: ein einhelliges Nein. In diesem Fall ein Triumph.

>>> Popcorn und Karten <<<

Der Lichtburg Filmpalast liegt an der Elsässer Straße 28, 46045 Oberhausen.

Die Eintrittspreise liegen bei 10 Euro, Kinder bis 11 zahlen 6 Euro, Jugendliche 9 Euro.

Dienstag ist Kinotag: Alle Plätze kosten 7 Euro (Kinder: 5,50 Euro). Popcorn gibt es ab 3,50 Euro.

Kontakt: 0208 824290, alle Infos: www.lichtburg-ob.de