Duisburg. Was für eine Star-Besetzung. Helge Schneider, Till Brönner, Götz Alsmann und viele andere: Gala in Duisburg zum Abschied von Franz-Xaver Ohnesorg.
Am Ende wurden es fast vier Stunden Jazz in den schillerndsten Spielfarben von Klassik bis Schlager, mit illustren Musikern, die ohne Gage auftraten: Franz Xaver Ohnesorg zu Ehren und zugunsten des Klavier-Festivals Ruhr, das (jenseits der Corona-Lockdowns) ohne Subventionen der öffentlichen Hand auskommen muss. Mit einer vibrierenden Session in heiter-fröhlicher vor Spiellaune, ausgeführt von einem äußerst bunt gemischten All-Star-Septett, fand die Abschieds-Gala für den Intendanten in der voll besetzten Duisburger Mercatorhalle einen fulminanten Abschluss.
Es war das zweite von drei außergewöhnlichen Konzerten, mit denen Ohnesorg seine 28-jährige Tätigkeit an der Spitze des Klavier-Festivals beendet. Bestückt mit treuen und teuren Stars und Nachwuchskräften. Der Abend wurde Ohnesorgs Begeisterung für die erfolgreiche „Jazz Line“ des Festivals gerecht. Selbst ein bekannter Standard wie Duke Ellingtons „Take the A Train“ dürfte in dieser singulären Besetzung nie mehr zu hören sein: mit Götz Alsmann auf seiner winzigen Ukulele, Helge Schneider am verraucht klingenden Saxophon, dem jungen Talent Jerry Lu und seinem erfahrenen Kollegen Jacky Terrasson an zwei Klavieren sowie Star-Trompeter Till Brönner mit seinen ebenbürtigen Mitstreitern Dieter Ilg am Bass sowie Marcel Serierse am Schlagzeug.
Helge Schneider virtuos, Götz Alsmann eher flach
Eine auf den ersten Blick skurrile Mischung unterschiedlicher Persönlichkeiten, die sich aber reibungslos die Bälle zuspielten. Reizvoll, wie Brönners blitzblank polierte Töne mit den „dirty“ eingefärbten Klängen Schneiders kontrastierten, wie sich Jacky Terrassons athletisch druckvolles Klavierspiel von der filigranen Eleganz Jerry Lus abhob. Ergänzt durch fabelhafte Breaks der weiteren drei Kollegen.
Solche Überraschungen gaben dem hochwertigen Abend eine besondere Würze. Was den Wert der gewohnt virtuos geschmeidigen Improvisationen Brönners mit seinem eingespielten Trio ebenso wenig schmälert wie die quasi aus dem Stand entwickelten Breaks im Zusammenspiel mit den beiden Pianisten. Helge Schneider ließ es sich nicht nehmen, zunächst ein wenig zu kalauern, zeigte aber bereits mit einer eigenen Fantasie im geistigen Umfeld von Jazz, Beethoven und O-Tannenbaum-Folklore am Klavier seine musikalische Klasse, ja Virtuosität, zumal er zeitweise mit der Rechten die Trompete spielte und begleitete sich selbst dazu mit der Linken auf dem Klavier. Während Schneider seine Qualitäten am Saxophon auch im Zusammenspiel mit Brönner noch bekräftigte, fiel Götz Alsmann mit zwei recht flachen Songs, mal auf der Ukulele, mal am Klavier, doch recht ab.
Franz Xaver Ohnesorg übergibt ohne Trennungsschmerz an Katrin Zagrosek
Angesichts der zunehmend kochenden Stimmung gerieten die anfänglichen „jazz-ähnlichen“ Beiträge fast in Vergessenheit. Dabei faszinierte die junge Pianistin Hanni Liang mit einer grandiosen Interpretation von Gershwins „Rhapsody in Blue“. Ein Stück, das in der Klavier-Version seine kompositorische Substanz noch deutlicher erkennen lässt als in effektvollem Orchester-Glanz. Was man von den minimalistischen Endlos-Schleifen von Philip Glass nicht behaupten kann, auf die das Klavier-Duo Dennis Russell Davies & Maki Namekawa auch an diesem Abend nicht verzichten wollte.
Franz Xaver Ohnesorg genoss den Abend ohne Trennungsschmerz, aber mit großer Zuversicht in die Zukunft des Festivals unter der neuen Intendantin Katrin Zagrosek und der festen Unterstützung durch den Initiativkreis Ruhr samt einer stattlichen Sponsoren-Schar. Nicht zuletzt auch in die Fortsetzung der vorbildlichen Bildungs-Programme für Kinder und Jugendliche in sozial problematischen Duisburger Stadtteilen wie Marxloh und Hochfeld.
Begeisterter Beifall für alle Mitwirkenden und natürlich auch für den scheidenden Intendanten.
Die dritte Abschiedsgala folgt am Samstag, 25. November, ab 18 Uhr in der Essener Philharmonie mit Klassik-Stars von Martha Argerich bis Lang Lang und Anne-Sophie Mutter; deren Kollegen Michael Barenboim und Renaud Capuçon werden ebenso mit von der Partie sein wie die Festival-Stammgäste Yaara Tal und Andreas Groethuysen. Karten gibt es nur noch über die Warteliste.