Essen. Mit dem Kulturpass des Bundes können 18-Jährige für 200 Euro Kino, Museum und Konzert erleben. Wie sich Essens Anbieter auf den Start vorbereiten
Zum 18. Geburtstag freut sich ja mancher über ein generöses Geschenk. Einige bekommen das Geld für den Führerschein, andere vielleicht für eine Reise. Horizonte erweiternd soll auch das sein, was die Bundesregierung sich für alle 18-Jährigen im Land ausgedacht hat. Sie bekommen im Jahr der Volljährigkeit einen Kulturpass geschenkt: Für 200 Euro können über einen Zeitraum von zwei Jahren Tickets für Konzerte, Theater, Museen oder Kino gekauft werden, auch Bücher, Musik und vieles mehr. Ab 14. Juni soll der Kulturpass zum Herunterladen zur Verfügung stehen. Wie die Essener Kulturinstitute damit umgehen.
Mitmachen wollen die meisten, doch nicht alle sind vom Start weg mit dabei. Das liegt vor allem an organisatorischen Dingen, beispielsweise muss der eigene Kartenvertrieb an die Kulturpass-App angekoppelt werden wie bei der Essener Theater und Philharmonie (TuP). Zum Start der neuen Spielzeit will das Fünf-Sparten-Haus ab August aber auf jeden Fall am Projekt teilnehmen. Man sieht den Kulturpass als gute Ergänzung zu weiteren Angeboten wie dem 1-Euro-Kulturticket für Studierende.
Auch die Essener Filmkunsttheater wollen sich dem Projekt der Bundesregierung anschließen, obschon sich die Abrechnungsmodalitäten auch in den Kinos als nicht ganz unkompliziert erweisen „Wir sind auf jeden Fall dabei“, sagt Claudia Hagedorn von der Lichtburg. In Frankreich etwa hatte ein ähnliches Kostenlos-Ticket-Angebot bei Kinos für eine deutlich stärkere Nachfrage unter Jugendlichen gesorgt.
Die Jugendlichen können die Angebote über eine Website oder App abfragen
Die 18-Jährigen können die Angebote über eine Website oder App abfragen. Mit einem Reservierungscode oder Wertcode bekommen sie in den verschiedenen Häusern dann Einlass. Die Anbieter wiederum müssen den Code erfassen und sich das Eintrittsgeld dann aus Berlin erstatten lassen. Vor allem für viele kleinere Häuser dürfte das Abrechnen und Einpflegen der Angebote zeitlich nicht ganz unaufwendig sein. Manche Anbieter wie das Kulturzentrum Grend wollen deshalb erst einmal schauen, wie das – zunächst auf zwei Jahre befristete – Pilotprojekt anläuft.
Mehr Infos zum Kulturpass
Um die Angebote des Kulturpasses nutzen zu können, müssen sich Interessierte in der Kulturpass-App mit ihrem Personalausweis mit Onlineausweis-Funktion registrieren. Weitere Informationen sind auf der Internetseite www.kulturpass.de zu finden.
Das Guthaben in Höhe von 200 Euro kann über einen Zeitraum von zwei Jahren eingelöst werden.
Die Idee des Kulturpasses kommt aus Frankreich. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat das Projekt aufgegriffen. Mit den 100 Millionen Euro sollen junge Leute nach den vielen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wieder für das Kulturleben begeistert werden. Und auch die Kulturbranche, die durch die Pandemie schwere Einbußen erlitten hat, soll unterstützt werden.
„Die Kulturszene in Essen erhält dadurch eine zusätzliche Möglichkeit, um ihr buntes und vielfältiges Angebot zu präsentieren und durch den Pass weitere neue Besucherinnen und Besucher zu gewinnen“, sagt Stadtsprecher Patrick Betthaus. Nach Angaben der Stadt erreichen in diesem Jahr 5747 junge Essenerinnen und Essener das 18. Lebensjahr.
Das Kulturpass-Angebot kann bundesweit genutzt werden
Auf sie warten nach Angaben der Bundesregierung mittlerweile schon 1,6 Millionen Kulturangebote auf der Kulturpass-Seite. Der Kulturpass sei eben nicht nur ein lokales Angebot, „sondern kann bundesweit genutzt werden“, erklärt Betthaus. „Den 18-Jährigen werden in der Kultur-Pass-App alle Angebote innerhalb eines bestimmten Radius angezeigt, ausgehend von ihrer Postleitzahl, die angegeben werden kann, bzw. dem eigenen Standort. Zudem gibt es die Funktion, dass sich die Jugendlichen zufällige Angebote auch außerhalb ihres Radius anzeigen lassen können“.
Wie stark also die lokale Kulturlandschaft vom Projekt der Bundesregierung profitiert und wie schnell sich das Angebot überhaupt herumspricht, muss sich zeigen. Fest steht immerhin: Corona-Profiteure und Online-Riesen wie Amazon, Streamingdienste wie Netflix oder Musikplattformen wie Spotify sind von dem Projekt ausgeschlossen.