Essen. Ab ins Kino! Hier gibt’s die Neustarts im Überblick. Alle Infos zu „Die Gewerkschafterin“, „Champions“, „Evil Dead Rise“ und „Der Illusionist“.

Neue Filme locken vor die große Leinwand! In „Die Gewerkschafterin“ erleben wir Arbeitskampf in Frankreich und die dubiosen Machenschaften der Atom-Mafia. Der Film „Champions“ punktet mit allerlei Kalauern am Basketball-Court. Regisseur Lee Cronin präsentiert in Form von „Evil Dead Rise“ einen Film für Menschen mit Nerven aus Stahl. Und „Der Illusionist“ ist eine gelungene Doku über den früheren Kunstberater Helge Achenbach. Der Überblick.

„Die Gewerkschafterin“

Etwas nüchtern im Titel kommt ein weiterer Politthriller aus Frankreich daher, der nach einem wahren Fall aus der ersten Hälfte der 2010er-Jahre Nervenkitzel und persönliches Drama mit psychologischem Tiefgang auskleidet. Wie stets gibt es auch diesmal einen großen Star in der Hauptrolle, in diesem Fall Isabelle Huppert. Sie spielt Maureen Kearney, die beim Atomkonzern Areva die Gewerkschaft anführt. Als die Firmenleitung wechselt und die Arbeitenden, vor allem Frauen, in ihren Rechten und Möglichkeiten beschnitten werden sollen, reagiert Maureen kämpferisch. Dann werden ihr Dokumente zugespielt, dass Areva um den Preis von Tausenden Arbeitsplätzen mit den Chinesen fusionieren will. Maureen setzt die Chefetagen unter Druck, erhält Anrufe und Drohungen. Dann wird sie überfallen. Es ist schon ein Faszinosum, wie Isabelle Huppert – zugegeben etwas viel Lippenstift und Gesichtscreme – die Rolle der engagierten, arbeitswütigen Powerfrau ausfüllt, indem sie – französisch – mit Rock, Nylons und Pumps energisch Treppen hinauf stöckelt und dabei durch eine Designerbrille blinzelt. 68 Jahre alt war sie beim Dreh, aber auf der Leinwand sieht man eine Frau, die Mitte 40 sein muss!

Regisseur Jean-Paul Salomé beschert Huppert eine Star-Performance ersten Ranges, besetzt die tragenden Nebenrollen mit profund agierenden Akteuren und inszeniert überraschungsreich und ausgesprochen spannend. Ein Thriller für Erwachsene und denkende Leute – wunderbar!

„Champions“

Ein gestrauchelter Basketballtrainer muss nach allerlei persönlichen Verfehlungen einen mehrwöchigen Sozialdienst antreten. Er wird einer Einrichtung zugeteilt, wo Parasportler mit allen möglichen Handicaps sich in Basketball versuchen. Es gibt unverkennbare Anleihen an „Einer flog über das Kuckucksnest“, wenn Woody Harrelson mit gewohnt verschlagenem Grinsen eine keineswegs homogene Außenseitertruppe auf ihre Stärken einschwört und ein gemeinschaftlicher Triumph erkämpft werden kann.

Bobby Farrelly („Verrückt nach Mary“) ist seit den 1990ern im Kalauerkino erfolgreich und beherrscht auch hier den dicken Pinselstrich für brüllende Lacher.

Wer 2018 den fabelhaften spanischen Film „Wir sind Champions“ gesehen hat, wird erkennen, dass „Champions“ ein präziser und zweifellos lustiger Szene-für-Szene-Nachdreh für den US-Markt ist. Nicht weniger, aber eben auch kein bisschen mehr.

„Evil Dead Rise“

Im Jahr 1983 drehte Kult-Regisseur Sam Raimi mit „Tanz der Teufel“ einen der meistgefürchteten Horrorfilme. 40 Jahre und kaum noch zählbare Gewaltexzess-Reißer später kommt nun eine Fortführung, in der die blutrünstigen Dämonen erneut mit dem Buch der Toten zu den Menschen gerufen werden. In einem Mietblock im kalifornischen Los Angeles setzen sie eine Familie gehörig unter Druck.

Regisseur Lee Cronin hat einen im Rahmen der Produktreihe „Evil Dead“ stilbewussten Schocker für Freunde von Blut und Ekel realisiert, der nach origineller Exposition an einem Bergsee auch im zunehmend klaustrophobischen Apartment die Erwartung auf genau absehbare Überraschungen gekonnt erfüllt. Dass das nichts für zarte Nerven ist, versteht sich von selbst.

„Der Illusionist“

Am Anfang zieht ein Unwetter auf, der Himmel wird schwarz. Ein Bild, mit dem „Der Illusionist“ passenderweise beginnt. 2014, am Tag nach dem dem Pfingststurm Ela, wurde der Kunstberater Helge Achenbach wegen Millionenbetrugs verhaftet und später zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Jetzt bringt die Filmemacherin Birgit Schulz eine gelungene Doku über seinen Aufstieg und Fall ins Kino.

Achenbach steht Rede und Antwort. Aber Schulz hat auch mit seiner Ex-Frau gesprochen, mit Weggefährten wie dem Künstler Heinz Baumüller, den Galeristen Rudolf Zwirner und Johann König sowie Achenbachs neuer Partnerin. Die fetten Jahre ziehen vorbei, Achenbachs schicke Restaurants, sein millionenschweres Lager – dann der Trainingsbereich der JVA Essen, wo er in der Haft als Sportwart arbeitete. Und die Auktion, bei der seine Kunst 2015 versteigert wurde. Am Ende steht ein Drohnenflug über den Hof in Kaarst, auf dem Achenbach heute als Berater des Vereins „Culture Without Borders“ ein neues Leben begonnen hat.

Wer das Bedürfnis hat, ein Urteil zu fällen, kann dies am Ende machen, alle Wege bleiben offen. In jedem Fall ein interessanter Beitrag über den Kunstbetrieb und einen seiner Protagonisten.

Live in Essen

Am heutigen Donnerstag stellt die Regisseurin Birgit Schulz ihren Film „Der Illusionist“ im Essener Filmstudio Glückauf vor (ab 17.30 Uhr) – und spricht darüber auch mit Helge Achenbach.