Essen. Mit Mantel und Degen: In den Kinos startet „Die drei Musketiere – D’Artagnan“. Die Verfilmung aus Frankreich punktet mit beseelter Besetzung.
Im April des Jahres 1625 kommt ein junger Mann aus Gascogner Landadel nach Paris. D’Artagnan will Mitglied der Königsgarde werden. Dass Schurken ihm unterwegs sein Empfehlungsschreiben stahlen und eine schöne Frau ihm kaltlächelnd eine Kugel ins Herz jagen wollte, hat er schnell abgeschüttelt. Dass er im Gewimmel der Straßen von Paris einem Mann in den Arm fällt, einem anderen fast den Mantel von der Schulter reißt und einem dritten das Taschentuch einer Dame unterm Fuß hinweg zu reißen versucht, bringt ihm drei Einladungen zum Duell ein.
Am nächsten Tag trifft er die drei Männer, die Aramis, Athos und Porthos heißen und als Musketiere in der Garde des Königs dienen. Duelle aber sind in Frankreich verboten, und als Soldaten des mächtigen Kardinals Richelieu herbeieilen, schlägt D’Artagnan sich auf die Seite der Musketiere. Gemeinsam gelingt es, den zahlenmäßig überlegenen Gegner zu besiegen.
Die Musketiere – einer der meistverfilmten Stoffe der Weltliteratur
So beginnt eine der großen unverwüstlichen Abenteuergeschichten, die Alexandre Dumas der Ältere 1844 verfasste und die seither zu einem der meistverfilmten Stoffe der Weltliteratur wurde. Die Geschichte um handfeste Freundschaft unter Männern und galante Komplimente an die Adresse schöner Frauen entfaltet sich vor dem Hintergrund gewaltiger Intrigen am Hofe von König Louis XIII., wo ein mächtiger Kardinal und eine mörderische Lady kriegerische Konflikte mit England und das Ende des Bündnisses mit Habsburg zu erreichen trachten, um so den König zu ihrer Marionette zu machen.
Das Temperament der Erzählung hat sich stets auch in den seriösen Verfilmungen der Vorlage gespiegelt. Stets waren die Helden prächtig, die Schurken niederträchtig und alle gemeinsam schillerten sie im Licht der Fabulierfreude. Das gilt auch für die jüngste Verfilmung, der ersten französischen seit dem Zweiteiler mit Jean Marais vor 62 Jahren.
Der neue Musketiere-Film punktet mit einer beseelten Besetzung
Dass die Regie Martin Bourboulon anvertraut wurde, ließ nach dessen letztem Film „Eiffel in Love“ nichts Gutes ahnen. Aber Dumas lockt eben auch mittelmäßige Talente aus der Reserve und so überrascht Bourboulon mit einer nicht nur optisch düsteren Umsetzung, die in Garderoben und Dekors auf historischen Realismus setzt und sich damit erfolgreich von allen anderen Verfilmungen absetzt. In der gekonnt erzeugten Atmosphäre punktet der Film wie alle Vorgänger mit einer beseelten Besetzung. François Civil ist ein agiler D’Artagnan im jugendlichen Tatendrang, glanzvoll sind Vincent Cassel, Pio Marmaï und – in seinem besten Auftritt seit Jahren – Romain Duris als die Musketiere. Louis Garrel gibt einen verbissen machtbewussten König Louis XIII.; an seiner Seite etabliert sich Vicky Krieps (Königin Anna) nachhaltig als deutschsprachiger Kinostar von Weltrang. Lyna Khoudri ist eine betörende Constance und Eva Green eine erotische Mordlady De Winter. Nur Éric Ruf steht als intriganter Kardinal Richelieu noch im Schatten von Vorgängern wie Vincent Price, Charlton Heston oder Tim Curry.
Aber es gibt es noch Entfaltungsspielraum, denn dies ist ja nur der erste Teil. Am 14. Dezember geht es dann ins Finale des Kinojahrs mit der Fortsetzung, in deren Zentrum eine furchterregende Schurkin steht: „Milady“.
Der vierte Musketier – d’Artagnan
Der historische d’Artagnan, zwischen 1611 und 1615 auf dem Schloss seiner Eltern im Gascogne-Dorf Lupiac geboren, hieß eigentlich Charles de Batz de Castelmore. Unter dem in Paris bekannteren Namen seiner Mutter d’Artagnan machte er am Hof in Paris Karriere.
Er war zunächst Bote, Diplomat und Geheimagent für Kardinal Mazarin, Nachfolger von Richelieu. Dem noch kindlichen König Ludwig XIV. diente er als Leibwächter; er begleitete ihn 1660 auch zu dessen Heirat mit der spanischen Prinzessin Maria Teresa in Saint-Jean-de-Luz.
Ludwig XIV. vertraute d’Artagnan absolut, der nicht nur heikle Geheim-Missionen mit großer Formvollendung erledigte. Er starb 1673 im französisch-niederländischen Krieg bei der Belagerung Maastrichts an einem Musketenschuss in den Hals.