Düsseldorf. Bei der Art Düsseldorf gehen auch die Preise für die Kunst weiter hoch. Es gibt Kunst von Künstlicher Intelligenz und auch Werke für weniger Geld
Als Kunstmesse segelt die Art Düsseldorf hart am Wind des Zeitgeistes, und so hält statt der künstlerischen nun auch die Künstliche Intelligenz (KI) in den alten Industriehallen des Böhler-Areals Einzug. Die beiden hochglänzenden Skulpturen aus poliertem Aluminium und die matten Prototypen wirken so, als hätte Salvador Dalí riesige Spielzeuglokomotiven mit flüssigem Metall übergossen, um sie seiner surrealen Formensprache anzugleichen. Dass sie durch eine „Text-zu-Bild-KI“ zustande kamen, sieht man ihnen dagegen nicht an. Die Inspiration durch Jeff Koons schon eher.
Manuel Graf, Absolvent der örtlichen Kunstakademie und Hersteller der Arbeiten, sieht in der KI einen „Sparringspartner“ und glaubt, damit an einer „Demokratisierung der Kunst“ arbeiten zu können. Abgesehen davon, dass eine Demokratisierung der Kunst meist viel Demokratie hervorbringt und wenig Kunst, sprechen Preise zwischen 12.500 und 15.000 Euro eine eher feudale Sprache.
Günther-Uecker-Nägel für 1,25 Millionen
Dabei liegt das noch im mittleren bis unteren Segment der Art Düsseldorf, deren fünfte Ausgabe noch bis Sonntag läuft und vorab durch Auftritte der örtlichen Museums-Spitzen Felix Krämer (Kunstpalast) und Susanne Gaensheimer (Kunstsammlung NRW) geadelt wurde. Ein wildbewegtes Nagelbild von Günther Uecker für 1,25 Millionen, ein Max Ernst für 750.000 Euro, 10 Hochöfen von Bernd und Hilla Becher für 195.000 Euro, ein großformatiges Gemälde der aktuell gefragten Karin Kneffel für 250.000 Euro, ein kleineres ist „schon“ für 95.000 zu haben: Auch die Kunst ist in der Inflation noch einmal teurer geworden, aber die Tesla- und Porsche-Dichte auf dem Parkplatz vor den Industriehallen spricht dafür, dass die Reaktionen darauf zwischen Schulterzucken und Scheckbuchzücken liegen dürften.
Aber es gibt selbstverständlich auch packende, kritische Kunst – etwa die frechfröhlichen Attacken der Berlinerin Birgit Brenner auf Rollenklischees und Spießersehnsüchte in Zeichnungen auf Holz (mit 6000 bis 8000 Euro im unteren Segment der Messe) und eine ironische Warntafel mit Adventslichtblinken. Oder die „Seam ReZone“ der israelischen Künstlerin Ella Littwitz, die aus über 70 aufgeschnittenen Fußbällen besteht, zusammengenäht zu einem filigran wirkenden Bodenmosaik – in Jerusalem wurden Fußbälle, die von einem Bolzplatz auf ein Minenfeld geflogen waren, 1965 bei der Weihnachtsfeier der Uno-Truppen an die Kinder zurückgegeben, nachdem jordanische und israelische Soldaten sie gemeinsam geborgen hatten. Und Franka Hörnschemeyer verwendet für ihre Arbeiten am Stand der Bochumer Galerie m Abfälle, die bei der Erstellung von Trockenbauwänden entstehen – Recycling-Kunst vom Originellsten.
Thomas Ruff auf dem Teppich, Corten-Stahl als Vexierkunst
Und die Augentäuscher-Kunst liegt im Trend. Das wohl edelste Werk dieser Machart stammt vom Bildhauer Wolfgang Ulrich: Vier rostfarbene Quader an der Wand, die von links sehr breit wirken und immer schmaler zu werden scheinen, je weiter man nach rechts geht. Der Schweizer Galerist von Lange + Pult betont, dass das Werk auch draußen hängen könnte, es ist wie die Werke von Richard Serra aus Corten-Stahl (15.000 Euro).
Der Düsseldorfer Fotokünstler Thomas Ruff lässt seine am Computer erzeugten Bilder zwischen Dschungeloptik und Rauschträumen jetzt auf Industrieteppiche aus Velours drucken. Der Serien-Titel „d.o.pe“ verdankt sich angeblich dem englischen Titel des Essays „Die Türen der Wahrnehmung“ von Aldous Huxley. „Den kann man dann aber nicht als Teppich nutzen, oder?“, wollte der Interessent am Stand der Galerie Konrad Fischer wissen. „Och“, lautete die Antwort, „Thomas Ruff hat so einen in seinem Atelier“. Macht 100.000 Euro. Plus Mehrwertsteuer.