Bochum. 700 Jahre Bochum, die WAZ erinnert an Daten der Stadtgeschichte. Heute: 24. Juli 1979. „Hallo Ü-Wagen“-Sendung macht am „Terminal“ Station.
„Wo genau befinden Sie sich im Augenblick?“ – „Ich stehe in einem Haufen Schrott.“ - Legendär ist der Dialog zwischen Moderatorin Carmen Thomas und einer Besucherin bei der WDR-Live-Sendung „Hallo Ü-Wagen“. Hunderte Menschen hatten sich vormittags am 24. Juli 1979 nahe dem Hauptbahnhof in Bochum versammelt, um sich über eine Stahl-Skulptur zu echauffieren, die bis heute polarisiert: Richard Serras wuchtiges „Terminal“.
Bochumer „Terminal“ zählte zu den umstrittenen Kunstwerken
Hallo Ü-Wagen gehörte in den 1970er und 80er Jahren zu den populärsten Sendungen im WDR 2, die Moderatorin Carmen Thomas rückte mit ihrem Team zu Brennpunkten in NRW aus, an denen es Redebedarf gab. Das war in Bochum wohl der Fall: Niemals hat ein einziges Kunstwerk so die Gemüter bewegt, wie damals das „Terminal“.
Das Hörfunkformat ist Geschichte. Das „Terminal“ steht noch immer. Das zwölf Meter hohe Kunstwerk aus Cortenstahl war 1977 auf der Kasseler „documenta 6“ präsentiert und zwei Jahre später von der Bochumer Stadtverwaltung angekauft worden. Vielen galt der Kaufpreis von 300.000 DM als unangemessen für einen „Haufen Schrott“.
Diskussion über Kunst im öffentlichen Raum
Die Kontroverse bot beste Voraussetzungen für die Ü-Wagen-Übertragung, an der nicht nur Gegner des Kunstwerks zu Wort kamen, sondern auch die Befürworter. So Heinz Hossiep, damals starker Mann der SPD. Er war alles, nur kein Fan jener sperrigen Kunstgattung namens Konkrete Kunst. „Ich gehörte zu den Zweiflern.“ Und doch habe er schnell begriffen: „Wir müssen auch ,so etwas’ in einer Kulturstadt, wie Bochum sie immer war, zulassen.“
Die Verkehrsinsel am Bochumer Hauptbahnhof, unmittelbar am Puls der Großstadt, wurde zum unübersehbaren Standort der Skulptur, der Bildhauer Richard Serra hatte die Stelle selbst ausgesucht. Der Ü-Wagen und seine couragierte Moderation sendeten von dort. Es war eine Redeschlacht, ein Für und Wider. Und es geschah, was der Künstler und die Bochumer Kulturpolitik erreichen wollten: Das „Terminal“ sollte einen Diskurs über Kunst im öffentlichen Raum entfachen.