Essen. Aberwitziger Inhalt, sehr aufwendige Trickeffekte, maximale Vermarktbarkeit: Marvel schickt „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ in die Kinos.

Scott Lang alias Ant-Man kommt nicht zur Ruhe. Gerade noch ist er ein gut gelaunter Bürger von San Francisco, da wird er schon wieder in den subatomaren Raum gesaugt, weil seine Tochter Cassie ein Gerät erbaut hat, mit dem sich der „Tunnel“ ganz einfach öffnen lässt, allerdings auch von böser Seite her beantwortet werden kann. Was genau in dieser Form passiert, denn im subatomaren Raum wartete Kang der Eroberer (Jonathan Majors) nur auf eine derart günstige Gelegenheit, um unfreiwillige Helfer zu rekrutieren, die ihm den Weg hinauf zu neuen Galaxien und neuen Eroberungen ebnen sollen.

Natürlich riechen der Ameisen-Mann (Paul Rudd), seine Frau Hope alias Wasp (Evangeline Lilly), aber auch Janet (Michelle Pfeiffer) und Dr. Hank Pym (Michael Douglas) Lunte und setzen alles daran, dem Eroberer die Suppe zu versalzen. Aber der mächtige Kang ist nicht mal eben so zu besiegen.

Marvel-Superhelden-Filme folgen stets dem gleichen Muster

Alles klar soweit? Wohl eher nicht, was aber genau so gewollt ist. Wer den Inhalt eines Marvel-Films nachliest, wird feststellen, dass dabei schnell der Umfang von mehreren Din-A4-Seiten erreicht werden kann, dass es aber stets auf dieses hinausläuft: Auch der mächtigste Schurke schafft es am Ende nicht.

Grautöne oder Zwischenstufen gibt es bei Marvel nicht. Ebenfalls wird auffallen, dass die Helden zwar stets mit den tollsten Fähigkeiten ausgestattet sind, aber wenn es dramatisch wird, prügeln sie sich mit Fäusten. Zwischendurch tauchen Figuren auf, die man verschollen oder tot glaubte, die nun aber wieder da sind, oft genug als Rettung im letzten Sekundenbruchteil.

Marvel-Boss Kevin Feige legt Wert auf Vermarktbarkeit

Marvel-Boss Kevin Feige, zugleich maßgeblicher Produzent der Filme, die für Disney erstellt werden, legt zudem Wert darauf, dass die Synthese aus aberwitzig kompliziertem Inhalt und immer aufwendigerer, weil trickintensiverer Form möglichst global vermarktbar ist. Die angestrebte Zielgruppe der 10- bis 16-jährigen Teenager zwischen Shanghai und Berlin, New York und Los Angeles, Rio de Janeiro und Djakarta ist gleichermaßen affin für Fantasy und Sci-Fi, stürzt sich gierig aufs Detail, verlangt zum Ausgleich permanenten Budenzauber, zeigt sich im Blick aufs große Ganze hingegen anspruchslos. Hauptsache, es passiert was. Das wird bedient und deshalb werden die Filme sich immer ähnlicher.

Das ist hier besonders schade, weil, der erste Ant-Man-Film 2015 vor allem über den Humor funktionierte und über Darsteller, die Spaß daran zeigten, dass es auch mal etwas anspruchsvoller sein durfte. Das aber hat sich geändert. Das kann, ja, das muss (!) man schade finden, und im nächsten Moment erkennt man, dass die heutige Zielgruppe 2015 noch zur Kita gefahren wurde und man selber schon lange nicht mehr zur Zielgruppe gehört. Aber so hinter vorgehaltener Hand: Ein Marvel-Film für Erwachsene – das wäre doch mal was.