Köln. Der Sänger Michael Bublé begeistert 9.000 Fans in der Kölner Arena mit großem Orchester, reichlich Grandezza – und so mancher Gefühlswallung.
Der Plan war gut. Wenn nach 22 Uhr rund 9000 Menschen von der Kölner Arena Richtung Parkhaus und Bahnhof streben (die KVB streiken), garantiert das einem Straßenmusiker am Wegesrand viel Publikum. Dass der Gitarrenkoffer trotzdem so leer blieb, lag eindeutig an der Auswahl des Songs. Nach knapp zwei Stunden Michael Bublé, becroont von Nat King Coles „L-O-V-E“, betänzelt von Dean Martins „Sway“ oder berührt von Charlie Chaplins „Smile“, gleicht „The Scientist“ von Coldplay (ohne das Stück als solches schmähen zu wollen) einer kalten Dusche. Nichts wie weg hier.
Wo man sich doch gerade so schön eingekuschelt hatte in die elegante Opulenz, mit der die Konzerte des kanadisch-italienischen Sängers glänzen! Konzipiert für ein Publikum, das eher an der Sektbar als an der Biertheke zu verorten ist, dargeboten mit großem Orchester und reichlich Grandezza. Angefangen vom monumentalen Auftakt mit Flammenschrift und Feuerrand, der auch klanglich gut als Vorspann für einen Harry-Potter-Film taugen würde, bis hin zum finalen Wasserfall aus Funken, der vom oberen Bühnenrand hernieder fließt.
Michael Bublé ist ein ausgezeichneter Entertainer und Conferencier
Weil auch der Mix aus Coverstücken wie „When You’re Smiling (The Whole World Smiles With You)“ und Eigenkompositionen wie „Home“ stimmt, weil Michael Bublé tolle Musiker und drei versierte Backgroundstimmen zur Seite stehen und er ein ausgezeichneter Entertainer und Conferencier ist, kommt dazwischen für keinen Moment Langeweile auf. Im Gegenteil: nach dem dramatischen „Cry Me a River“ wundert man sich, dass es jetzt schon vorbei sein soll. Drei Zugaben sind dann aber doch noch drin. Zum Glück.
„This is not a Show. Show is Shit. This is a Party”, so lautet die dann doch eher rustikal klingende Devise des 47-Jährigen, den einst die Jazzplattensammlung seines Großvaters gesanglich inspirierte. Was ihn nicht davon abhält, auch den Bee Gees mit „To Love Somebody“ Reverenz zu erweisen, auf der Mittelbühne mit Gitarre ein Elvis-Medley einzubauen oder Barry Whites „You’re the First, the Last, My Everything“ zu interpretieren. Streicheleinheiten fürs Publikum und der Song fürs Valentinsgeburtstagskind Alicia gehören genauso zur Show, die keine sein will, wie die Liebeserklärung ans Gastgeberland: „Cologne? Germany? Shit. I’m home. I love Germany! Yes. I’m emotional! It is emotional: an orgy with 10.000 sexy Germans!“.
Dann küsste Michael Bublé in Papstmanier den Boden
Aber dass der Lackschuhträger im schwarzen Zweiteiler ob dieser Gefühlsaufwallung auf die Knie fällt, um in bester Papstmanier den Boden zu küssen, ist fast ein bisschen zu viel des Guten.