Essen. Der spanische Filmregisseur Carlos Saura, der sich in seinem Werk unablässig mit der Franco-Diktatur beschäftigte, ist mit 91 Jahren gestorben.

Nicht alles, was der preisgekrönte spanische Regisseur Carlos Saura anpackte, gelang ihm: Sein Versuch, George Bizets Oper „Carmen“ an Original-Schauplätzen in Sevilla zu inszenieren, scheiterte Anfang der 2000er-Jahre trotz (oder eher wegen) prominenter Besetzung an Finanzierungsfragen. Dabei wäre Saura selbstverständlich der ideale Regisseur für das Projekt gewesen – seine bis heute sehenswerte „Carmen“-Adaption fürs Kino trug den Stoff auf überzeugende Weise in die Gegenwart, nicht zuletzt dank der großartigen Tanz-Besetzung mit Antonio Gades, Laura del Sol und Cristina Hoyos, denen sich der Flamenco-Gott Paco de Lucia kongenial zugesellte.

Saura kam als Kind von gutbürgerlichen Franco-Gegnern zur Welt. Er arbeitete zunächst als Fotograf, bevor er Regie studierte – auch dies ist den Einstellungen seiner Filme oft anzusehen. Schon sein Abschlussfilm an der Akademie kam ohne Happy End aus – das sollte wegweisend für seine späteren Arbeiten werden. Er freundete sich bald mit Luis Buñuel an, dem Meister des surrealistischen Films, dessen Stil er zunächst nacheiferte. Frühwerke wie „Die Jagd“ und „Cousine Angelica“ spiegeln deutlich diesen Einfluss. Als Filmemacher wurde Saura früh zu einem Kritiker der Franco-Diktatur, der mit subtilen Mitteln arbeitete, um Verboten zu entgehen. Seine damalige Lebensgefährtin Geraldine Chaplin spielt in neun seiner Filme, meist die weibliche Hauptrolle.

80er-Jahre standen bei Carlos Saura ganz im Zeichen des Flamenco

Nach Francos Tod 1975 wandte sich Saura neuen Themen zu, die 80er-Jahre standen bei ihm ganz im Zeichen des Flamenco. Seine Trilogie aus „Bluthochzeit“ (nach dem gleichnamigen Stück von Federico García Lorca), „Carmen“ (1983) sowie „Liebeszauber“ nach der Ballettmusik von Manuel de Falla erreichte Millionen Zuschauer.

„Carmen“ wurde bei den Filmfestspielen von Cannes ausgezeichnet und war für einen Oscar nominiert. Schon in den Jahren 1966 und 1968 wurde Saura bei der Berlinale jeweils mit dem silbernen Bären ausgezeichnet. 1981 erhielt er für „Los, Tempo!“ den Goldenen Bären. Zu seinen Preisen zählen auch etliche „Goyas“ der spanischen Filmakademie.

Carlos Saura dreht den offiziellen Film für Olympia 1992

Carlos Saura widmete auch dem Tango und dem Fado Dokumentationen, für die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona drehte er mit „Maraton“ den offiziellen Film. Zuletzt schrieb er auch einen Roman über den Spanischen Bürgerkrieg, mit dem er sich zeitlebens auseinandergesetzt hat – er hatte als Kind eine Weile bei Verwandten gelebt, die Franco-Anhänger waren und blieb traumatisiert von den Kriegs-Erlebnissen.

Am Freitag ist Carlos Saura nun im Alter von 91 Jahren zu Hause im Kreise seiner Angehörigen gestorben, teilte die spanische Filmakademie in Madrid mit. Vieles von dem, was er hinterlässt – Fotos, Filme, Bücher –, wird bleiben.