Essen. . Regie-Altmeister Carlos Saura zeigt in seinem neuen Film „Argentina“ die Vielfalt der Musikwelten zwischen Pampa und Tango.

Dass der spanische Regisseur Carlos Saura bereits regimekritische Filme zur Zeit der Franco-Diktatur gedreht hat, daran erinnern sich heute leider fast nur noch eingefleischte Cineasten. Mit dem Namen Saura verbindet man inzwischen viel mehr den Regisseur großer Tanzfilme, die er seit 1981 gern in Form von Trilogien ins Kino brachte – mal dem Flamenco gewidmet („Bluthochzeit“, „Carmen“, „Liebeszauber“), mal den moderneren städtischen Musikstilen („Flamenco“, „Tango“, „Fados“).

Mit 84 Jahren hat Saura sich jetzt mit „Argentina“ noch einmal mit den Musikwelten eines Landes beschäftigt. Er präsentiert Gesang, Tanz und Klänge in einer strengen Choreographie, bei der die Musik ganz für sich sprechen muss. Erklärungen würden hier nur stören.

Mit einfarbigen Hintergründen offenbar in einem Filmstudio gedreht, braucht der Zuschauer einige Zeit, bis er sich in die Formen der Darbietung einhört, bis er begreift, was sich hinter „Bailecito“, „Copla“ oder „Zamba“ verbirgt.

Den Rhythmus schaffen

Dann aber wird er mitgerissen vom Können der Künstler, die in Südamerika mühelos ganze Hallen füllen. Wie sich da einer Gedanken macht, was wohl mit seinem Schatten geschieht, wenn er mal stirbt, das ist, begleitet von nur wenigen Handtrommel-Schlägen, von ungemeiner Intensität. Fast artistisch muten die beiden Sänger an, die ihre Boleadoras schwingen, lange Seile mit Bällen am Ende, und sich damit den Rhythmus schaffen.

Fast jazzartige Klänge

Bis hin zu fast jazzartigen Klängen und zu ausgelassener Karnevalsmusik führt uns Altmeister Saura in seinem Film, mit dem er nicht belehren will, in dem sich einfach nur die Vielfalt und Schönheit lateinamerikanischer Folklore entfalten soll. Da verkraftet man auch eine etwas verunglückte Hommage an die legendäre Interpretin Mercedes Sosa.