Beverly Hills. Der rote Teppich, die Hollywood-Stars und die Liveshow sind zurück: Die „Golden Globes“ wagten sich nach den Skandalen wieder ins Rampenlicht.

Vieles war so wie früher – und das mag den Verleihern der Golden Globes gerade recht sein. Starauflauf auf dem roten Teppich, ein prall gefüllter Ballsaal im Beverly Hilton Hotel und ein sichtlich gerührter Hollywood-Star mit zwei Trophäen in der Hand als Krönung des Abends. Steven Spielberg, zum 14. Mal für einen Regie-Globe nominiert, triumphierte bei der 80. Gala in der Nacht zum Mittwoch vor laut applaudierendem Publikum. Für das autobiografische Werk „The Fabelmans“ nahm der 76-Jährige seinen dritten Regie-Preis entgegen – nach „Schindlers Liste“ (1994) und „Der Soldat James Ryan“ (1999). Der Film, in dem Spielberg auf seine Kindheit und seine frühe Leidenschaft fürs Kino schaut, holte auch den Top-Globe als bestes Drama.

Er habe sich lange nicht getraut, so eine persönliche Geschichte zu erzählen, sagte Spielberg. Jeder würde ihn als Erfolgsgeschichte ansehen, aber niemand wisse, wer er wirklich sei.

Globes: Festhalten an alten Traditionen

Mit Spielberg als Sympathieträger hielten die Globes an alten Traditionen fest – in einem Jahr, in dem die Gala des Verbands der Auslandspresse unter großem Druck stand. Denn nach einem schlagzeilenträchtigen Skandal, unter anderem wegen Vorwürfen der Bestechlichkeit und mangelnder Vielfalt in Reihen der Verleiher, war die Liveshow mit prominentem Publikum und Nominierten 2022 ausgefallen.

Der kleine Verband, früher ohne ein einziges schwarzes Mitglied, hat sich bei seinem Reformkurs Diversität auf die Fahne geschrieben, die Zahl der Juroren verdoppelt und nach eigenen Angaben vielfältiger gemacht. „Ich sage euch, warum ich hier bin“, witzelte Moderator Jerrod Carmichael zum Auftakt der Show. „Ich bin hier, weil ich schwarz bin“, sagte der Komiker von Lachern im Saal begleitet. Und lenkte nach einigen bissigen Kommentaren ein. Es gehe darum, Künstler zu ehren.

Globe-Verleihung 2023: Diversität spielte eine Rolle

Diversität spielte zum Auftakt der Globe-Verleihung tatsächlich eine Rolle. Der erste Preis ging an den US-Schauspieler Ke Huy Quan als bester Nebendarsteller in der schrägen Science-Fiction-Komödie „Everything Everywhere All at Once“. Der 51 Jahre alte Ex-Kinderstar, der 1984 in Spielbergs „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ mitspielte, setzte sich unter anderem gegen Brendan Gleeson („The Banshees of Inisherin“) und Brad Pitt („Babylon“) durch. Michelle Yeoh (60), die in „Everything Every­where All at Once“ eine chaotische Waschsalonbesitzerin spielt, gewann dazu den Globe als Komödien-Darstellerin.

Drei Golden Globes gingen an die Tragikomödie „The Banshees of Inisherin“ über eine geplatzte Männerfreundschaft im Irland der 1920er-Jahre. Der Film siegte in der Sparte „Komödie/Musical“, Colin Farrell holte den Preis als Komödien-Hauptdarsteller und Regisseur und Autor Martin McDonagh nahm die Trophäe für das beste Drehbuch entgegen.

Deutsche Hoffnungen wurden enttäuscht

In der Drama-Kategorie setzte sich Cate Blanchett („Tár“) als beste Hauptdarstellerin unter anderem gegen Ana de Armas („Blond“) und Michelle Williams („The Fabelmans“) durch. Sie hatte zuvor bereits zwei Globe-Trophäen in dieser Sparte gewonnen – für „Blue Jasmine“ (2014) und „Elizabeth“ (1999). Zum besten Drama-Hauptdarsteller wurde Austin Butler für seine „Elvis“-Rolle in dem Biopic von Baz Luhrmann gekürt.

Deutsche Hoffnungen wurden enttäuscht. Der Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“, der auch Deutschlands Oscar-Kandidat ist, ging in der Sparte „Bester nicht-englischsprachiger Film“ leer aus. „Argentina, 1985“ holte den Globe nach Argentinien. Bei den Fernseh-Preisen war der große Sieger mit drei Preisen die Comedyserie „Abbott Elementary“ über eine Grundschule in Philadelphia. Bester Comedy-Hauptdarsteller wurde Jeremy Allen White als Koch in „The Bear“. Den Preis als beste Dramaserie bekam der „Game of Thrones“-Ableger „House of the Dragon“.

Wolodymyr Selenskyj: „Bereits klar, wer am Ende gewinnt“

Der bühnenscheue Sean Penn trat bei den Globes auf, um eine Videobotschaft des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu überbringen. „Die Besten im zurückliegenden Jahr, das waren Sie“, sagte Selenskyj der Hollywood-Prominenz über die Solidarität, die sein Land erfahren habe. Die Golden Globes seien erstmals für Filme von 1943 verliehen worden, als der Zweite Weltkrieg noch nicht vorbei gewesen sei, dessen wichtigste Schlachten aber schon geschlagen gewesen seien. „Auch der Krieg in der Ukraine ist noch nicht vorbei, aber das Blatt wendet sich und es ist bereits klar, wer am Ende gewinnt“, sagte Selenskyj.