Essen. Die wichtigsten Ausstellungen der Museen an Rhein und Ruhr im kommenden Jahr – und ein Blick nach nebenan.
Für Abwechslung ist gesorgt im anstehenden Ausstellungsjahr 2023 an Rhein und Ruhr. Die Palette reicht vom Goldenen Zeitalter der niederländischen Malerei bis zu klassischer und aktueller Moderne.
Ältere Kunst
Im Düsseldorfer Kunstpalast kommt die kleine Ölstudie groß raus. Solche Skizzen entstanden etwa ab 1820 unter freiem Himmel, meist auf Pappe. Florian Illies, der Schriftsteller und Kunstkenner, hat 170 Bilder von 75 Künstlern aus diesem Genre zusammengestellt, darunter Caspar David Friedrich und Camille Corot „Mehr Licht. Die Befreiung der Natur“ (8.Februar-7.Mai)
Klassische Moderne
Das Museum Folkwang rückt unter dem anziehungsträchtigen Titel „Chagall, Matisse, Miró“ die sonst eher nebenbei behandelte Druckgrafik und Künstlerbücher in den Focus. Es soll anschaulich werden, wie im Paris des frühen 20. Jahrhunderts aus der Druckkunst ein eigenes Genre wurde. Künstlerplakate, Mappenwerke und Gemälde sind mit von der Partie – auch solche von Picasso, dessen 50. Todestag ein Anlass für Ausstellungen sein wird. Das Wuppertaler Von-der-Heydt-Museum kann sich rühmen, 1911 als erstes weltweit ein Gemälde des Jahrhundertkünstlers angekauft zu haben. Im kommenden November präsentiert das Museum unter den Schlagworten „Mensch, Mythos, Welt“ Max Beckmann und Picasso als zwei Schlüsselfiguren der Moderne, mit über 100 Werken, die gemeinsam mit dem Sprengel Museum in Hannover zusammengestellt wurden. In Köln stellt das Museum Ludwig zum gleichen Anlass die „Suite 156“ aus, ein grafisches Spätwerk aus 155 Radierungen, das erstmals zehn Wochen vor Picassos Tod gezeigt wurde und seither selten zu sehen war (ab 29. Oktober).
Im Münsters Museum für Kunst und Kultur ist ab 12. Mai ein „Sommer der Moderne“ zu sehen: 130 Werke von Künstlerinnen und Künstlern des späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aus dem eigenen Bestand des Museums, neben anderen von Bernhard Pankok, Peter August Böckstiegel, Eugen Bracht, Ida Gerhardi und Josef Albers.
Munch, Macke, Schmidt-Rottluff plus Rodin, Degas, Matisse und Francis Bacon
An gleicher Stelle folgt im November die Ausstellung „Nudes. Radikal nackt“, die den menschlichen Körper aus diversen Perspektiven und in diversen Stilen mit rund 90 Werken in den Blick rückt, etwa aus der Sicht von Edvard Munch, August Macke und Karl Schmidt-Rottluff; die mit der Tate Gallery in London koordinierte Schau soll auch Werke von Rodin, Degas, Matisse, Picasso und Francis Bacon umfassen.
Das Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop nutzt seine neuen Möglichkeiten durch den im Oktober eingeweihten Erweiterungsbau und wirft ab April 2023 einen neuen Blick auf die hauseigene Albers-Sammlung.
Das Duisburger Lehmbruck Museum holt mit Barbara Hepworth (1903-1975) ab dem 2. April weibliche Bildhauerei aus dem Windschatten der Wahrnehmung, das Kölner Museum Ludwig widmet der Surrealistin Ursula (1921-1999) eine Gesamtschau (ab 18. März). Die Duisburger Küppersmühle wiederum holt ab dem 24. März zu einer Gesamtwürdigung des Malers Ernst Wilhelm Nay aus.
Das Ostwall Museum im Dortmunder U widmet sich ab dem 17. März der musikalischen Seite im Schaffen des weltweit stilbildenden Medienkünstlers Nam June Paik (1932-2006), der schließlich mal als Komponist begonnen hatte.
Jüngere Kunst
Das Museum Kunstpalast in Düsseldorf zeigt das farbenfreudige, kraftvolle, virtuose und mal auch humorvolle Werk des Düsseldorfer Künstlers Cornelius Völker, inklusive Meerschweinchen (ab 23. August).
Die Neue Galerie Gladbeck zeigt im kommenden Jahr Vivien Greven, Wilhelm Mundt, Michaela Eichwald und Jan-Ole Schiemann, der Heartware Medienkunstverein im Dortmunder U die erste große institutionelle Einzelausstellung des Duos Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten. Die Bochumer „Situation Kunst“ spannt auf die Folter mit der Ankündigung, ab dem 3. Mai Kunstwerke nach vorn zu rücken, „die eine eigene Umgebung produzieren“ – Titel: „Eintauchen in die Kunst“
̈Die Kunstsammlung NRW hebt im K21 die US-Künstlerin Jenny Holzer mit einer Retrospektive aufs Podest, im Herbst folgt dort dann Antikolonialismus in Kunstform von Isaac Julien. Das Museum Kurhaus im niederrheinische Kleve feiert den örtlichen konkreten Maler Jürgen Paatz mit einer Retrospektive. Das Kunstmuseum Siegen blickt in das Siegerländer Haus der Großeltern von Foto-Legende Bernd Becher, in dem dieser einen Teil seiner Jugend zubrachte: Der Düsseldorfer Fotograf Laurenz Berges, Spezialist für verlassene Wohnstätten, hat das Haus vier Jahre lang mit der Kamera begleitet (ab 17. März).
. . . und nebenan
Der Kunstverein in Bremen, der Träger der Kunsthalle Bremen, begeht 2023 sein 200-jähriges Bestehen – mit der großen Herbstausstellung „Geburtstagsgäste. Monet bis Van Gogh“, mit der die von heute aus glanzvolle Zeit des Hauses zu Beginn des 20. Jahrhunderts gefeiert wird. Direktor Gustav Pauli machte damals die Kunsthalle mit bisweilen skandalösen Ankäufen von van Gogh bis Monet zu einem führenden Museum moderner Kunst in Deutschland.
In der Hamburger Kunsthalle lässt man mit der Schau „1923: Gesichter einer Zeit“ ein „neues Licht auf unsere herausragende Sammlung der Klassischen Moderne“, wie man dort betont. Am Ende des Jahres steht eine Ausstellung zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich an.
Das Bucerius Kunst Forum in Hamburg zeigt eine erste umfassende Ausstellung zum Schaffen der Expressionistin Gabriele Münter unter dem Titel „Menschenbilder“ (11.Februar-21. Mai).
Im Arp Museum in Remagen-Rolandseck heißt der Höhepunkt des Jahres „Goldene Zeiten der holländischen Malerei“: ein „Who is Who der niederländischen Barockmalerei“ von Rembrandt bis Frans Hals soll zu sehen sein (16. April- 20. August).