Köln. Musiker Marteria geht in der ausverkauften Lanxess Arena in Köln zwei Stunden auf „Vollkontakt“. Am Ende ließ er sich sogar auf Händen tragen.
Wer so viele Talente hat, kann sich glücklich schätzen. Er hätte Fußball-Profi bei Hansa Rostock werden können, brachte es dort bis zur U17-Nationalmannschaft. Oder Model auf den Laufstegen dieser Welt. Auch eine Schauspielausbildung in Berlin gehört zu seiner Vita.
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Aber Marten Laciny hat sich für die Musik entschieden. Und steht hier und heute in der Kölner Arena als Marteria vor seiner riesigen Fanbase. Ausverkauft, 15.000 sind da. Die Partybeschleuniger „Querbeat“ und das „Team Rhythmusgymnastik“ haben ihren Heimvorteil perfekt ausgespielt – da muss Marteria in seiner „Partystadt Nummer 1“ gar nicht viel machen. Hüpfen, Springen, Hände hoch, immer wieder Moshpits – so sieht hier die besinnliche Vorweihnachtszeit aus.
Marteria: Der familienfreundlichste Deutsch-Rapper
Vollkontakt heißt Marterias Tour – und den gibt’s satte 120 Minuten lang. „Lila Wolken“, „Verstrahlt“, „OMG!“ und „Kids“ können die Fans im Schlaf mitsingen. Schöne Reime inklusive: „Alle ziehen aufs Land, in die große Stadt nie wieder - silbernes Besteck, goldener Retriever.“ Rostock und Berlin, Geburtsort und Wahlheimat, bleiben in vielen Texten die Fixpunkte. Das Leben ist eben doch manchmal eine große Party mit „Love, Peace und Happiness“, mit langen Tagen und noch längeren Nächten, bis die Wolken wieder lila sind. Immer mittendrin: Background-Sängerin Odara Sol und Rapper Pete Boateng, eine erstklassige Begleitung.
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Marteria gilt als der familienfreundlichste Vertreter unter den Deutsch-Rappern, hat den Zigaretten und dem Alkohol abgeschworen, sich zuletzt für Tiere im peruanischen Regenwald eingesetzt, geht in der Freizeit gerne angeln und freut sich an Weihnachten auf das Baumschmücken im Kreise der Familie.
Marteria liefert der Lanxess-Arena ein furioses Finale
Der 40-Jährige verzichtet in der Regel auf die gängige Rapper-Rhetorik, auf zu viel Bombast und Bling Bling. Arbeitet lieber das eigene Leben auf. „Niemand bringt Marten um“ erzählt davon. Nach einem Benefizspiel von Hansa hatte Materia ein akutes Nierenversagen. Und hat’s überlebt. Liegt vielleicht sogar in der Familie: „Meine Mom Lara Croft, mein Dad Indiana Jones“ heißt es im Refrain. Positiv-Rap mit Elementen aus HipHop, Electropop und Funk ist die Formel Marteria, die an diesem Abend selbst auf den Oberrängen jeden mitreißt. „Köln, du geilste Stadt der Welt“, lobt der Meister.
Das Finale wird furios, laut, heftig. Und „Adrenalin“ für den Boden der Arena zum echten Härtetest vor dem Fest. „Die letzten 20 Sekunden“ lässt sich Marteria von der Menge auf Händen tragen. Darauf hätte er in der Modebranche, auch bei den Rostocker Fußballern verzichten müssen. Also nichts falsch gemacht bei der Berufswahl. Genau aufs richtige Talent gesetzt.