Ruhrgebiet. Kubanisch oder Beethoven, sinfonischer Jazz oder heißes Spanien: Starke Angebote machen Neujahrskonzerte der Region. Fans sollten früh dran sein!

Sagen Sie jetzt: „Ich hab’ noch nicht mal alle Geschenke, da kommen die mit Silvester?!“. Mag stimmen, hilft aber auch nicht, wenn Sie in gut drei Wochen in ein echtes Neujahrskonzert wollen und „ausverkauft“ dran steht. Anbei zur Vorbeugung unser traditioneller Ausblick auf klassische Türöffner für ein harmonisches neues Jahr.

Olé an der Emscher

Es ist ja nicht nur bei den Wiener Philharmonikern so, dass ein bisserl Abwechslung den Spaß an schöner blauer Donau und Radetzkymarsch kaum schmälert. Das Neujahrskonzert im Musiktheater im Revier übersetzt das diesmal mit „Feuriger Rhythmus trifft Wiener Schmäh!“ Die Neue Philharmonie Westfalen setzt auf Rhythmen aus dem Süden. Und serviert Bizets „Carmen-Suite“, de Fallas glühenden „Feuertanz“ oder – wer kann da noch stillhalten? – „Tico-Tico“. Echt spanisch der Gaststar: Tanya Durán Gil aus Valencia hat Zarzuelas ihrer Heimat im Gepäck. Aber keine Angst! Walzer und Polkas der Strauß-Sippe werden in diesen Konzerten nicht draußen bleiben.

1. (20h), 9. Januar (19.30h), Musiktheater im Revier, Karten (0209-4097200) ab 15€. Weitere Termine: in Recklinghausen im Ruhrfestspielhaus (4.1) und dem Bürgerhaus Süd (8.1)

Bochumer, slawisch

Schön, dass Bochums Symphoniker im jüngsten aller Konzerthäuser der Region zur Jahreswende einen Schuss musischen Regional-Patriotismus beweisen. Denn das Orchester unter seinem sehr erfolgreichen Chef Tung-Chieh Chuang hat für alle fünf (!) Jahreswende-Konzerte Liv Migdal als Gast eingeladen. Diese große Geigerin hat ihre Wurzeln im Revier, auch wenn Migdal längst auf den Podien in aller Welt gefeiert wird. Die Korken 22/23 lassen Chuang und die „BoSy“ zunächst mit einem romantischen Drall nach Osten knallen. Schmissig bis sinnlich: Dvořáks Slawische und Brahms’ Ungarische Tänze. Liv Migdal dagegen trumpft auf mit zwei Werken, in denen frau wirklich alles zeigen kann, was die Saiten hergeben: mit Sarasates schwindelerregend hochvirtuoser „Carmen“-Fantasie und der „Romance“ aus dem zweiten Violinkonzert von Wieniawski.

31.12 (16.30/20h), 1.1(11/20h), 2.1, 20h. Karten (ab 16€) unter Tel. 0234-9108666

Jazz gibt’s kein Zurück mehr

Der Generalmusikdirektor der Dortmunder Philharmoniker hat nach langer Zeit im Amt die Klassiker der Jahreswende natürlich absolviert, mal Beethoven, mal die ganzen munteren Sträuße. Jazz wird alles anders, doch beteuert Gabriel Feltz, „schwungvoll und gut gelaunt“ ließen der Dirigent und die Seinen es auch diesmal angehen Die Werke zeigen Ehrgeiz und Anspruch: Es sind Leonard Bernsteins Sinfonie für Klavier und Orchester „The Age of Anxiety“ und Dmitri Schostakowitschs Suite für Varieté-Orchester. Darin: der Walzer, den seit André Rieu jeder pfeifen kann. Wie er stilvoller als auf dem Rummelplatz von Maastricht klingt, lässt sich am Neujahrstag „Auf den Spuren des Jazz“ im Konzerthaus bestenfalls beweisen.

Übrigens ist dieser Jazz sehr feierfreundlich für Besucher (und Musiker!) terminiert, denn selbst das erste Konzert geht erst um 15h los, das zweite um 18h.

1. Januar, Konzerthaus Dortmund, Karten ab 30€, Tel 0231-50 27222

Essener Götterfunke

Beethovens Neunte zur Jahreswende, das ist sozusagen im Vergleich zum Radetzkymarsch die bedeutungsschwangere Variante nach vorn zu blicken. „Alle Menschen werden Brüder“, der Satz schien 2022 so dringlich (und leider utopisch) wie lange nicht. Essens Generalmusikdirektor greift die Tradition, die 1918 in Leipzig begann und der erstarkten Arbeiterbewegung galt, fürs erste Konzert des Jahres 2023 in der Philharmonie auf. Tomas Netopil dirigiert Essens Philharmoniker; für das berühmte Finale der Sinfonie sind die besten Solokräfte des benachbarten Aalto-Theaters, dazu Opern- und Philharmonischer Chor im Einsatz. An der Beliebtheit der Institution Beethoven lässt der Vorverkauf wenig Zweifel. Es gibt nicht mehr viele Karten, aber von hier aus einen Schnäppchentipp. Für diese Veranstaltung gilt das „Dezember-Spezial“ des Hauses: Zwei Erwachsene und zwei Kinder zahlen nur 39€. Wer es leichter mag: Am Silvesterabend bitten die Nachfahren von Glenn Miller, Benny Goodman und all den anderen Großen zum „Swingin’ Silvester (auch hier nur noch wenige Karten, ab 30€)

Beethoven: 1. Januar, 18h, Karten ab 19€, 0201-8122200

Duisburg, kubanisch

Südlich ging unser Empfehlungsreigen los, noch südlicher endet er. Eine ganze Combo aus Südamerika gastiert beim Neujahrskonzert der Duisburger Philharmoniker. Die „Cuban Philharmonic Night“ beginnt Neujahr zwar schon um züchtige 18h, verspricht aber, mit der kubanischen Pianistin und Komponistin Marialy Pacheco, der Stimme von Olvido Ruiz Castellanos und einer kompletten Band lateinamerikanischer Musikerinnen und Musiker den Leuten im Mercator-Saal mehr als respektabel einzuheizen. Das gastgebende Orchester versteckt sich trotz heißblütiger Gäste am 1.1. nicht: Auch Duisburgs ehrenwerter Klangkörper steht auf dem Konzertpodium. Welche Rolle die Philharmoniker in diesem Konzert spielen werden, ist der andere überraschende Teil des kubanischen Knallbonbons.

Karten ab 26€ unter Tel. 0203 -28362100