Herne. Drei Jahre gab’s kein neues Stück im „Mondpalast“. Jetzt startet das Volkstheater mit „Waschtag“ durch; das Publikum war hingerissen.
In Wanne-Eickels letztem Waschsalon schäumt das Pulver - und die Nachbarschaft. Ob prolliger Biker, schrulliger Öko-Papa oder keifende Alte, die Wut der Menschen auf ihre kaputte Technik daheim hat sich gewaschen. Im Salon König treffen sie mit ihren dreckigen Klamotten aufeinander. Es ist „Waschtag“ im Mondpalast, und zwar im Schleudergang statt Schonwaschprogramm: Das Publikum feierte die Premiere der opulent inszenierten Komödie mit stehenden Ovationen. Sauber!
Drei Jahre lang mussten Fans des Volkstheaters coronabedingt auf die neue Produktion warten. Jetzt servierte das Haus in der Regie von Thomas Rech abgedrehte, pralle Unterhaltung, bei der über feinen Wortwitz, derbe Kalauer, flotten Klamauk und fiese Sprüche fröhlich abgelacht, aber auch über gesellschaftliche Verirrungen nachgedacht werden durfte.
Jubel für die Premiere von Sigi Domkes „Waschtag“ im Mondpalast
Hausautor Sigi Domke, Garant für besten Ruhrgebiets-Humor, nimmt sich die Technikbesoffenheit der Menschheit zur Brust. Als Beispiel dienen ihm hochmoderne Waschmaschinen. Während die Luxusautomaten kurz nach Ablauf der Garantiezeit punktgenau den Geist aufgeben, rotieren die uralten DDR-Schätzchen im Waschsalon von Peter König (Ekki Eumann als gelassen grantelnder Sachse) noch immer. Arke Zeiß baute eine herrlich altmodische Kulisse aus Maschinenstapeln, Holzbänken und Büro. Hier lautet das Motto der großartigen Silke Volkner als skrupellose Verkäuferin: „Ich muss Zahlen liefern, keine Zufriedenheit.“
Ein herrliches Ensemble bevölkert in Thomas Rechs Inszenierung den neuen „Waschtag“
Im Palast agiert ein hochmotiviertes Ensemble frisch und pointiert. Der Spaß erwächst komödiengemäß aus der unverhofften Konfrontation der Charaktere. Während Lars Bäumchen (Dominik Brünnig) die stinkenden Öko-Windeln in die Trommel stopft, fällt die piekfeine Patricia Storck (die Susanne Fernkorn wunderbar übertrieben spielt) vor Ekel fast in Ohnmacht. Während Rentnerin Irmgard Krösken (klasse: Astrid Breidbach im Dauernörgelmodus) mit Krückstock in den Salon schlurft, hetzt Gatte Friedhelm (Martin Zaik) mit der Schmutzwäsche hinterher.
Biker Eddi (Heiko Büscher) umgarnt erfolglos die arbeitslose Sheela (Melanie Linka). Und Handwerker Biermann (Axel Schönnenberg) hilft, wo er kann. So viel Diversität muss sein: Die sanfte Transgender-Toni (Andreas Wunnenberg) sorgt dafür, dass aus Fremden Freunde werden, die gemeinsam gegen den „digitalen Killefit“ protestieren. Dass sie es mit digitalen Mitteln wie Handy und Social Media tun, geschenkt. Zum Song „Splish, Splash“ endet ein kurzweiliger, entspannter Abend im „Waschsalon“ in blitzblanker Harmonie.
Tickets/ Termine: www.mondpalast.com oder unter 02325 588999