Dortmund. Das Leipziger Gewandhausorchester sorgte in Dortmund mit Schostakowitsch und Beethoven für einen gelungenen Beginn der Konzertsaison.

Wer für Yuja Wang einspringt, tut gut daran, flinke Finger zu haben. Der 23-jährige Pianist Mao Fujita muss sich diesbezüglich nicht verstecken. Aber der Japaner setzt sein Arbeitsgerät anders ein als die derzeit erkrankte Chinesin. Wo sie sportlich zugreift, durchaus auch perkussiv, scheint Fujita die Musik mit nahezu intimem Ton aus den Händen zu fließen.

Dirigent Andris Nelsons hat den Pianisten jetzt für die Saisoneröffnung mit dem Leipziger Gewandhausorchester im Konzerthaus Dortmund vorgeschlagen. In Schostakowitschs Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester op. 35 verbindet der fast noch kindlich wirkende Künstler effektvolle Virtuosität mit russischer Romantik. Vieles weist da zurück in Richtung Rachmaninow. Fujita spielt lyrisch und farbenreich, mit natürlicher Musikalität.

Der Pianist Mao Fujita gab der Musik die Sporen

Auch interessant

Wo es um Persiflage und Karikatur geht, traut er sich (noch) nicht ganz, die Bahnen der Ästhetik zu verlassen. Nie fehlt es an Klangschönheit, manchmal aber an Prägnanz: an jener trockenen Attacke im Ton, die Schostakowitschs Ironie so herrlich böse macht. Gleichwohl zündet der Finalsatz. Gemeinsam mit dem exzellenten Trompeter Gábor Richter gibt der Pianist der Musik die Sporen, bis sie in wildem Galopp dahin rast.

Der junge Pianist Mao Fujita
Der junge Pianist Mao Fujita © Dovile Sermokas | Dovile Sermokas

Zu Beginn des Abends reißt das Gewandhausorchester Abgründe auf. Schostakowitschs 8. Streichquartett, hier in einer Fassung für Streichorchester, ist eine Totenklage, ein Epitaph, freilich mit brutalen und spukhaften Episoden. Was da anklingt, in ebenso boden- wie tränenloser Trauer, ist ein erschütterndes Dokument menschlichen Leids.

Schostakowitschs 8. Streichquartett eröffnete den Abend

Überstrahlt wird letztlich alles vom A-Dur der 7. Beethoven-Sinfonie. Bei durchlaufenden Ketten von Achtelnoten leistet sich das Orchester hier einige Wackler. An der vor Kraft und Vitalität strotzenden Interpretation kann das aber nicht rütteln. Andris Nelsons und das Orchester schleudern das Finale in den Raum wie einen prometheischen Blitz. Großer Jubel.