Bochum. Ballett der Arbeitsmaschinen an der einstigen Kathedrale der Arbeit: Katja Aufleger lässt für die Ruhrtriennale drei Bagger langsam Ballett tanzen.

Die meiste Bewegung bei diesem Bagger-Ballett geht von den gelben Blinkleuchten aus, die davor warnen, dass die Maschinen in Betrieb sind: Drei nigelnagelneue Präzisionsbagger mit Plastikfolien über den unbesetzten Sesseln für das Baggerführungspersonal legen beredt Zeugnis davon ab, dass diese Maschinen ihre Arbeit ferngesteuert, ja programmiert verrichten.

Der Tanz der Greifer geht ganz gemächlich vor sich. So ist der Titel „The Huddle“, die Installation der Urbanen Künste Ruhr für die Ruhrtriennale, eher ironisch zu verstehen: Während sich Baseball-, Basketball- und ja längst auch Fußballteams hochemotionalisiert zum Motivations- und Taktik-Kreis aufstellen, fahren die Greif-Roboter ganz gelassen ihren einen Arm aus. Und klappern auf ganz unterschiedliche Weise mit ihren Mäulern: „Klonk!“ macht der mit der Sandschaufel für schmale Gräben, Furchen und Löcher, aber er kann seine Klappe auch ganz leise schließen, kaum hörbar. Dafür scheppert der mit dem Korb-Greifer mit rasselndem Getöse, der kann wohl nicht anders. Um einen Rhythmus zu erkennen, muss man sich eine längere Weile zu den Hightech-Bau­maschinen gesellen, und irgendwann wird einem die Analogie zur Jahrhunderthalle aufgehen: Für die harte Arbeit gemacht – und jetzt in Diensten der avancierten Kunstproduktion.

In der virtuellen Realität tanzen sie noch anderswo

Die Bagger bleiben bei aller menschenähnlichen Bewegung (Maul aufreißen, Arm ausfahren, sich spreizen, Tonlagen variieren) so deutlich erkennbar Maschinen, dass sich aus dieser Pseudo-Choreografie auch ein Kommentar zur Technik-Zukunft mit künstlicher Intelligenz ablesen lässt. Dass man das Ganze mittels virtueller Realität auch noch an anderen Stellen von Bochum „erleben“ kann, setzt nicht nur umfassende Manipulationen am eigenen Handy oder Tablet voraus, sondern zeigt ausgerechnet in der scheinbaren Sprengung von Grenzen auf, dass genau hier die Grenze liegt, die erst mit der Menschwerdung überschritten wird.

Die in Berlin lebende, mehrfach ausgezeichnete Künstlerin Katja Aufleger hat im vergangenen Jahr bereits durch eine „Applaus“-Installation mit Bagger Aufsehen erregt. Den Beifall, der ja auch nur Ironie war, muss man sich in Bochum vor der Jahrhunderthalle dazudenken. Wie vieles andere auch.