Oberhausen. Ruhr in Love: Nach zwei Pandemie-Ausfällen wurde im Oberhausener Olga-Park wieder der Elektro-Feiertag mit 350 DJs und 36.000 Fans zelebriert.
Drei Jahre lang konnte die Wiese im Oberhausener Olga-Park ungestört wachsen – am Samstag kehrte die wohl wuseligste Gartenparty des Landes zurück. Ohne Grillwurst, aber mit 36.000 hungrigen Ravern voller Nachholbedarf. „Ruhr in Love“ gilt als einer der höchsten Feiertage unter Fans der elektronischen Freiluft-Musik.
2003 begann die Genre-Fete im Gelsenkirchener Nordsternpark mit 17.000 Fans ja fast schon bedächtig. In Oberhausen wächst und gedeiht die Riesensause samt 350 Discjockeys und 35 Tanzflächen seit 16 Jahren prächtig. In der Spitze mit 48.000 Dauertänzern, bei der Rückkehr nach zwei Pandemie-Sabbatjahren feiern nun immerhin 36.000 Fans. Das sind genauso viele wie beim letzten Boxen-Wumms im Jahr 2019. Die Szene bleibt dem Elektro-Spektakel treu.
„Ruhr in Love“ mit blubbernden Seifen- und Klangblasen
Fans pusten bei Badehosenwetter blubbernde Seifenblasen ins Grün - und alle stehen in einer gewaltigen Klangblase. Die 35 Open-Air-Tanzflächen spielen gleichzeitig. Auf umgerüsteten Spielplätzen schaukeln sich die Techno-Töne hoch. Brunnenanlagen legen die Macher trocken und verwandeln den Beton in Zappelbecken. Die feine Gartengesellschaft dreht die Anlage auf links.
Sie wippen die Körper, kippen die Energy-Drinks und flippen bei DJ-Stars wie der australischen Turntable-Tollität Will Sparks und dem Würzburger Hitparaden-Kenner Pappenheimer gepflegt aus. Auch Nostalgiker wie die 90er-Jahre-Ikone DJ Quicksilver und das Hamburger Lass-Tanzen-Duo The Disco Boys stehen im Line-up. Ihre heimeligen Ruhr-in-Love-Rituale haben die Fans sowieso erfolgreich konserviert. Ein Nachmittagsschläfchen auf den Wiesen geht immer – auch wenn der leichte Wind den dröhnenden Bass in die Ohrmuschel katapultiert.
„Ruhr in Love“ ist ein Dauerlauf der Musik und kein Sprint
„Ruhr in Love“ ist kein Konzert-Sprint, sondern ein geduldiger Dauerlauf. Die vollen zehn Stunden erfordern schon Kondition und Koordination. Das liegt daran, dass nicht reihenweise Mega-Stars auftreten, sondern eine einzigartige Bandbreite von elektronischen Unter-Genres. Techno spielt neben Trance und New Beat. Massenkompatibler House wirbt neben hämmerndem Baustellen-Hardcore um die Zuhörer. Die Plattenaufleger und Sounddatei-Verschieber haben den Olga-Park fest im Griff.
Es ist eine Rückkehr mit strahlenden Gesichtern. Dabei konnte der Szene vorher schon angst und bange werden. Es herrschte Ungewissheit, ob genügend Tanz-Clubs und Musik-Produzenten die Corona-Krise wirtschaftlich überstanden haben. Zwar fehlen tatsächlich fünf bekannte Tanzflächen beim Comeback von „Ruhr in Love“ – doch fragt man herum, ergibt sich keine Miesepeter-Atmosphäre: Die Auswahl ist groß genug. Es herrscht Aufbruchsstimmung.
Mehr als 80 Prozent der „Ruhr in Love“-Besucher kommen mit Bus oder Bahn
Apropos: Mehr als 80 Prozent der Besucher reisen mit Bus und Bahn nach Oberhausen. Das Festival zieht nicht nur die Region, sondern bundesweit. Es fahren Sonderbusse, rollen zusätzliche Fernzüge – Polizei-Hubschrauber kontrollieren die Fußgängerströme. Die Bundespolizei meint am Tag danach: Das Sicherheitskonzept hat funktioniert. Dass die bunte Auswahl an Elektro-Genre unbedingt mit bunten Bildern im Kopf ergänzt werden muss, bleibt ein Unding der Szene. Die Polizei kontrolliert am Festival-Eingang und erwischt 250 Fans mit unerlaubten Substanzen.