Essen. „Jurassic World 3“ bringt lähmende Gespräche und Verfolgungsjagden, die Adrenalin statt Sinn freisetzen – ein Actionzoo für ADHS-Kids.
Geschäft ist alles, und das am besten schnell. Diese wesentliche Maxime US-amerikanischen Filmschaffens hat sich verselbstständigt, und das ist nicht gut. Denn seit Jahren stellt man sündhaft teure Filme her, in denen der technische Aufwand immer weiter steigt und der geistige Standard sich immer mehr am Erfahrungshorizont von elfjährigen Medienkonsumenten orientiert. Die haben vielleicht noch nicht viel erlebt, aber auf Bildschirmen schon alles gesehen und wollen nun immer mehr von dem, was sie schon kennen.
Insofern waren Vorbehalte gerechtfertigt, als 2015 „Jurassic World“ herauskam und Saurier auf den Unterhaltungswert von Comic-Monstern eindampften. In der zweiten Fortsetzung nun (wie alles Teure in Hollywood ist auch diese Story-Linie als Trilogie angelegt) sind Saurier weitgehend mit der zivilisierten Welt im Einklang. Aber da ist das Gen-Tech-Unternehmen BioSyn, das in einem Tal in den Dolomiten, wo es ganzjährig warm genug für Reptilien ist, Riesenheuschrecken gezüchtet hat, die alles wegfressen, was ihnen unterkommt. Um dem Einhalt zu gebieten, entführt man ein Mädchen, dessen Genmaterial alles zum Guten wenden könnte.
Sam Neill, Jeff Goldblum, Laura Dern, Chris Pratt, Bryce Dallas Howard
Alle Helden aus „Jurassic Park“ (Sam Neill, Jeff Goldblum, Laura Dern) und „Jurassic World“ (Chris Pratt, Bryce Dallas Howard) raufen sich zusammen, um dem einen bösen Genforscher (Campbell Scott, der interessante Parallelen zu Apple-Boss Tim Cook aufweist) das Handwerk zu legen. Dafür muss man an diversen hier angesiedelten Sauriern vorbei. Die Struktur eines Videospiels als Handlungsmotor sorgt für Tempo, aber wenig Spannung, wenn restlos alle guten Figuren überleben dürfen. Nur ein einziges Mal stellt sich Verunsicherung ein, wenn Bryce Dallas Howard vor einem wirklich fiesen gefiederten Vieh (der Vogel Roch?) buchstäblich abtauchen muss und dabei so viel Angst zeigt, dass man ernstlich um sie fürchtet.
Ansonsten steht die Zeit im Zeichen von lähmenden Gesprächen und wilden Verfolgungen, die viel Adrenalin freisetzen, aber wenig Sinn: ein Actionzoo für ADHS-Kids. Ganz grundsätzlich ist das unterhaltsamer als europäisches Problemkino; aber im selbstgesteckten Rahmen fehlt es dem Dino-Kino mittlerweile beträchtlich an jener hartherzigen Unvorhersehbarkeit, die den ersten Jurassic-Film zum Klassiker machte. Es fehlt an – Michael Crichton.