Berlin. „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ kommt smarter als der direkte Vorgänger rüber. Der Film ist bereits die fünfte „Jurassic“-Produktion.

In einer berühmten Szene aus „Jurassic Park“ von 1993 wedelt Jeff Goldblum mit einer Leuchtfackel vor einem Tyrannosaurus Rex herum, um die Enkelkinder des Dinoparkgründers Hammond zu retten. Im Jahr 2015 dann stellte der vierte „Jurassic“-Film („Jurassic World“) die Szene auf lächerliche Weise nach: Diesmal flüchtete Bryce Dallas Howard vor dem Urzeitmonster, in Zeitlupe und auf nicht ganz so dschungelfesten High Heels mit Pfennigabsätzen. Und tatsächlich: Regisseur Colin Trevorrow adaptierte Spielbergs stilprägenden Blockbuster als Trash-affine Actiongaudi fürs Sommerpublikum. Man kann das mögen oder links liegen lassen. Der hochgezüchtete Supersaurier Indominus Rex und andere dubiose Drehbucheinfälle kappten jedenfalls fast alle Verbindungen zum Original. Letztlich verband die Filme kaum mehr als das Setting und der halbe Titel.

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Überraschenderweise geht „Jurassic World 2 – Das gefallene Königreich“ jetzt einen anderen Weg. Am Anfang trägt Howard noch ihre Stöckelschuhe, in einem von vielen ironischen Fingerzeigen sind sie sogar das Erste, was wir von ihrer Figur Claire sehen – doch beim Survival-Part wird das unpassende Schuhwerk dann doch gegen ordentliche Lederstiefel getauscht. Auch sonst trifft Regisseur J.A. Bayona Ton und Gefühl des Originals. Er nimmt Handlung und Figuren ernster und erzeugt Spannung, die nicht allein von den Schauwerten lebt.

Vulkan bedroht Idylle

Der Plot setzt drei Jahre nach der Zerstörung des Themenparks ein; die Klonsaurier leben autark auf der Isla Nublar westlich von Costa Rica. Doch ein hochaktiver Vulkan bedroht die geklonte Idylle und die Existenz der Dinos. Natürlich – aber warum überhaupt? – landen der Raptoren-Bändiger Owen (blass: Chris Pratt, Bild rechts) und die vormalige Parkmanagerin Claire (blasser: Howard) mit einem Rettungsteam auf der Insel, um die Tiere zu evakuieren. Während Owen im Dschungel seinen zahmen Lieblings-Velociraptor Blue sucht, erfährt Claire die wahren Hintergründe der Aktion ...

Als Herz der Geschichte, die ein paar nicht erwartbare Wendungen nimmt, fungiert das aufgeweckte Mädchen Maisie, die Enkelin des Co-Parkgründers Lockwood. Fast wie ein Drama für sich wirkt ihr Handlungsfaden, der fernab der Insel in einem schlossähnlichen Waldanwesen spielt und die Beziehungen der anderen Charaktere unterfüttert. Der groß angekündigte Auftritt von Jeff Goldblum fällt indes so klein aus, dass er kaum der Rede Wert ist.

In etlichen Szenen zitiert Regisseurin Bayona das Spielberg’sche Original, zudem erinnert die Story an den zweiten Franchise-Teil „Vergessene Welt“ aus dem Jahr 1997, der eine ähnliche Expedition zeigte. Die vielen schön gestalteten Reminiszenzen lassen durchblicken, dass Bayona „Jurassic Park“ mit Haut und Haar gefressen hat. Zwar nähert er sich dem Abenteuer mit teils grenzwertiger Witzigkeit, doch auf eine respektvollere, klügere, coolere Weise als Trevorrow.

Teil drei der neuen Trilogie soll im Juni 2021 starten. Darauf kann im Prinzip nur „Jurassic Universe“ folgen – mit Raptoren im Weltall – oder eben mal ein komplett geerdetes Remake/Reboot des Originals.

USA 2018, 128 Min., R: Juan
Antonio Bayona,
D: Bryce Dallas
Howard, Chris Pratt, Jeff Goldblum, Toby
Jones FSK 12, Wertung: 4 von 5 Sternen