Witten. Ein Liebhaber-Festival mit Tradition: Endlich dürfen die Wittener Tage für neue Kammermusik wieder vor Publikum spielen. Es ist der 55. Jahrgang.

Harry Vogt, der künstlerische Leiter der „Wittener Tage für neue Kammermusik“, kann aufatmen. Die 55. Ausgabe des Festivals wird sich am kommenden Wochenende den Freunden zeitgenössischer Klänge live und in gewohnter Form präsentieren. Auch wenn Vogt als WDR-Redakteur wie auch die meisten Besucher keine Berührungsängste gegenüber digitalen und elektronischen Medien kennen, freut er sich, „das Festival endlich wieder in Witten live vor Publikum laufen zu lassen“.

Gleichwohl werden die meisten der neun Konzerte live übertragen. Mit der zurückgewonnenen Freiheit kann auch wieder der pittoreske Schwesternpark beschallt werden, wodurch das Festival in die Stadtlandschaft getragen wird. Zwölf Künstlerinnen und Künstler nutzen mit Klanginstallationen dessen „besondere Akustik“, um ihre Kreationen mit „natürlichen und urbanen Klängen, Vogelrufen und Verkehrsgeräuschen“ zu mischen.

Wittens Tage für Neue Kammermusik feiern dieses Wochenende 55. Geburtstag

Das Programm des Wochenendes mit allein 35 Uraufführungen zeichnet sich wie gewohnt seine bunte Vielfalt aus, bei der sowohl etablierte Namen als auch Newcomer zu Wort und Ton kommen werden. Ein übergreifendes Motto ist allerdings nicht erkennbar, sieht man davon ab, dass diesmal die serbische Komponistin Milica Djordjević als eine Art „Composer in Residence“ in den Focus rückt. Eine junge Komponistin, die inmitten der jugoslawischen Bürgerkriege aufgewachsen ist und der eine „überbordende Klangphantasie“ nachgesagt wird. Davon dürfte auch ihr neuestes Orchesterstück profitieren, das das WDR Sinfonieorchester im Abschlusskonzert am Sonntag im Saalbau aus der Taufe heben wird.

Das Sinfonieorchester des WDR sorgt Sonntag im Saalbau Witten für ein üppiges Finale

Neben vielen Neuentdeckungen widmet sich das Programm auch alten Bekannten wie Helmut Lachenmann, Beat Furrer, Luca Francesconi und Hans Abrahamsen, die während der Pandemie „gereifte Werke“ vorstellen. Mit zwei größeren Kompositionen tauchen Georges Aperghis und Arnulf Herrmann in die Welt des Tanzes ein.

Zusätzlich zu den Auftritten treuer Stamm-Ensembles wie das Arditti-Quartett, das Ensemble Modern oder das Trio Cache zieht sich eine Reihe von Solowerken durch das Wochenende, mit prominenten Interpretinnen und Interpreten wie Teodoro Anzellotti (Akkordeon), Carolin Widmann (Violine) und Yaron Deutsch (E-Gitarre).

INFOS:

Das Festival startet am Samstag um 16 Uhr im Märkischen Museum mit einem Newcomer-Konzert. Die Konzerte werden live im Kulturradio WDR 3 übertragen. Karten sind im online-Shop des Wittener Saalbaus erhältlich (www.kulturforum-witten.de). Details: www.wittenertage.de