Witten. . Der Schwesternpark hinter dem Ev. Krankenhaus in Witten bildet 14 deutsche Landschaften auf der Größe von vier Fußballfeldern ab.
- Der Schwesternpark ist die einzige von Anfang an als Park angelegte Grünanlage in Witten
- Angelegt haben ihn Wittener Schulkinder unter Anleitung ihres Rektors Adolf Schluckebier
- Seit 1987 ist er auch der Öffentlichkeit zugänglich
Der Schwesternpark ist die einzige von Anfang an als Park angelegte Grünanlage in Witten. (Der Stadtpark ist der einstige Garten von Haus Witten, der Lutherpark war Friedhof.) Nur wenige aber kennen das Kleinod hinter dem Ev. Krankenhaus, das ursprünglich 14 deutsche Landschaften zeigt. Angelegt haben sie Wittener Schulkinder unter Anleitung ihres Rektors Adolf Schluckebier.
Heute ist Burkhard Bredenbeck der Mann, der sich um die Bäume und Stauden kümmert. Der einstige Stadtgärtner betreut seit elf Jahren den Park, der sich im Eigentum der Diakonie befindet, von der Stadt aber gepachtet ist. Drei Aushilfskräfte helfen ihm, so gut es geht – denn investiert wurde in den Schwesternpark zuletzt zwischen 1987 und 89. So kämpft Bredenbeck mit dem sehr alten Baumbestand, dem die Stürme Kyrill und Ela arg zusetzten. Neuanpflanzungen stammen aus „Resten“ – die Erika etwa verschönerte einst Gräber auf den städtischen Friedhöfen. Der Wein ist ein Ableger aus einem Schrebergarten.
Gepflanzt wird, was man kriegen kann – irgendwie passt das zur Geschichte des Parks. Auch Rektor Schluckebier setzte einiges, was zwar nicht ins Konzept passte, aber besonders war: einen Ginkgo, dessen Bruder auf dem Hohenstein steht, oder eine kanadische Tanne.
Dabei ist doch der Grundgedanke des Parks: Er soll den Schwestern, die im Diakonissenkrankenhaus arbeiten, eine Heimat sein. Weil die aus allen Ecken Deutschlands kamen, fanden sie im „dreckigen Ruhrgebiet“ die Landschaften ihres Zuhauses. Etwa das „Heidetal“ für Damen aus Lüneburg, die „Kiefernhöhe“ erinnert an Brandenburg.
Drei Karpfen im Teich ausgesetzt
14 solcher Kleinstlandschaften hat sich Schluckebier überlegt. „Heute sind vielleicht das Heidetal, das Alpenrosental mit seinen Rhododendren und die Herbstwiese mit den sich unterschiedlich färbenden Bäumen am schönsten“, sagt Gärtner Bredenbeck. Wobei er zugibt: „Die Täler sind vielmehr Senken.“
Tiefster Punkt des Schwesternparks ist das sprichwörtliche „Tiefental“ mit einem Teich. „Haste schon Karl gesehen“, fragt der Gärtner Rüdiger Pütter, der dort auf einer Bank sitzt. Karl haben sie den zutraulichsten der drei Karpfen genannt, die darin leben. „Da hat jemand seinen Gartenteich bei uns geleert.“ Auch einige Schildkröten fanden so den Weg in den Schwesternpark. Die Seerose vererbte ein einstiger Gärtner.
Vater schuftete als Schulkind im Park
Rüdiger Pütter kommt seit 75 Jahren in den Schwesternpark. Weil er sowieso an der Pferdebachstraße wohnt, vor allem aber, weil sein Vater bei der Errichtung mitgewirkt hat. „Der war Baujahr 1901 und Schüler an der Feldschule“, weiß Pütter. Rektor Schluckebier, auch im Vorstand des Diakoniewerks Ruhr aktiv, ließ die Schüler Täler ausheben und Hügel anschütten. Sie schufteten freiwillig, in ihrer Freizeit.
Begrenzungen mauerte Schluckebiers Bruder aus Speis und Schlacke. Unterlagen gibt es wenige aus der Zeit. „Mein Vater hat mich als Kind immer mit in den Schwesternpark genommen. 1954 ist er aber verstorben.“ Die Naturliebe, die Schluckebier seinen Schülern beibrachte, weiß auch Pütter zu schätzen.
In der Parkpflege versucht Burkhard Bredenbeck heute einen Kompromiss zu finden, um mit wenig finanziellen Mitteln Schluckebiers Ideen weiterleben zu lassen. „Natürlich könnte man die Rasenflächen kurz mähen. Aber mein Anspruch ist: Man soll es nicht sehen, dass Gärtner am Werk waren. Der Park soll wie eine natürliche Landschaft aussehen, das war Schluckebiers Grundgedanke.“
Erst seit 1987 öffentlich zugänglich
Der Schwesternpark ist eines der ältesten bewusst geplanten Renaturierungsprojekte des Ruhrgebiets, denn er wurde von 1906 bis 1915 auf einem Schlackeberg angelegt. Bis Mitte der 1980er Jahre war der Park Privatgelände – für die Angestellten und Patienten des Ev. Krankenhauses. Luft, Licht, Natur als Heilmittel war ein Grundgedanke des Gründers Adolf Schluckebier.
Während des Zweiten Weltkriegs, insbesondere 1944/45, wurden große Teile des Parks zerstört. Zwar übernahm von 1960 bis 1980 ein Gärtner die Pflege des Geländes, auf dem noch immer Bombenschäden auszubessern waren, danach wurden aber nur noch die wichtigsten Pflegearbeiten durchgeführt.
1985 pachtete die Stadt den Park für 30 Jahre und machte ihn 1987 der Öffentlichkeit zugänglich. Bis 1989 wurde er nach den Originalplänen rekultiviert. Sorgenkinder sind der künstlich angelegte Bachlauf und der Teich, der nur wenig Frischwasserzulauf hat.
Am Parkeingang – links neben dem Krankenhaus – hängt ein informativer Wegweiser. Seit kurzem wird der Park in den Abendstunden abgeschlossen, weil Vermüllung und Vandalismus immer wieder zu Problemen führten, so Burkhard Bredenbeck. Der 55-Jährige kümmert sich ehrenamtlich auch um das Grab Adolf Schluckebiers auf dem Friedhof Pferdebachstraße. Er starb 1951.