Was hat denn Witwe Bolte mit McChicken zu tun? Beide zu finden in der eben erschienenen Neufassung von Jott Wolfs „Max und Moritz im Kohlenpott“.

Also lautet ein Beschluss, dat Buschs Reim auf Ruhrdeutsch muss. Als der Revier-Autor Jott Wolf (ein Deckname, man vermutet den Parodisten im für Selbstironie nicht unbekannten Bottrop) Max und Moritz in den deftigen Ton unserer Heimat übertrug, wurden die Streiche zwischen Wambel und Marxloh flugs „Schoten“, fluchte Onkel Fritz ob der nächtlichen Käferattacke „Leckomio!“ und Schneider Böck packte „Vögel anne Quanten“, um ans rettende Ufer zu gelangen.

Nun hat Wilhelm Busch an anderer Stelle einmal beteuert „Einszweidrei, im Sauseschritt / läuft die Zeit; wir laufen mit.“ Jott Wolf läuft dem Zeitgeist nicht hinterher, aber stehenbleiben wollte er im Sinne Buschs nun auch nicht. Und so hat er – 30 Jahre nach der ersten Auflage – 2022 seine „Rotzigen vonne Ruhr“ überarbeitet. Deutlichst an der guten Witwe Bolte zu sehen. Mehr denn je ist die Hühnerbaronin Bio-Bäuerin. Vögel für’n Schnellimbiss? Flötepiepen! „Witwe Bolte nennt dat schlecht / hält die Gackers artgerecht / flanieren, scharren, kratzen, picken / langet Leben / nix McChicken.“ Die Hühner heißen übrigens Elsbeth, Meghan, Kate und Steve, „sind dat Bolte-Kollektiv“.

Jott Wolff drückt ganz schön auf die Ruhrpott-Schnauze. Aber da auch dieser Dialekt in Gefahr ist, wie Experten sagen, ist die geballte Ladung ein Segen. Und für alle, die wollen, dass „Bor ey“, „Olle“, „Kapaaftich“ (Lehrer Lämpels Knall), „Ömmes“ und „lieber Scholli“ keine aussterbenden Arten werden, ein satter Spaß.

Selbst seriöse Gemüter werden ein Lachen kaum unterdrücken, gerade dann, wenn es ernst wird: Wie Wolf das in die Mühle geratene Ende der Lausbuben (auch dies erneuert!) mit einem schlanken Pott-Spruch besiegelt, das ist einfach herrlich trocken übertragen: „Rickeracke, ausse Lümmels / rickeracke werden Krümmels.“ Bonus: „Abenteuer eines Junggesellen im Ruhrgebiet“. Und wertvoll: Jede Seite hat Fußnoten, damit auch die Zugereisten kapieren, warum man groggi is’ oder den Lärri macht.

Max und Moritz im Kohlenpott. Verlag, Henselowsky Boschmann, 64 S., gebunden, 9.90€