Titus Georgi ist Professor im Studiengang Schauspiel. Mancher Absolvent wird wegen Covid mit Schulden in den Beruf starten, fürchtet er.
Bei Schülern sprechen manche angesichts der Pandemie-Strecke von „verlorener Generation“. Gilt das auch für Schauspielschulen?
Georgi: Das wäre übertrieben. Wir hatten anfangs aber durchaus das Gefühl, dass das passieren könnte. Denn die Verluste sind eindeutig herb. Normales Arbeiten war sehr lange nicht möglich. Die Hochschulen hatten keine PCR-Tests und all das. Für Schauspiel ist es aber einfach unabdingbar, dass man miteinander in einem Raum ist; Lehre übers Internet ist da keine Lösung.
Studentinnen und Studenten sind gewisser Weise ja auch Ihre Schutzbefohlenen. Und anders als einen Mathematik-Studenten kann man die ja nicht monatelang mit Büchern nach Hause schicken.
Das war ein Riesenthema. Wir haben extrem den Kontakt gesucht, mit regelmäßigste Treffen jenseits der Unterrichtsformate, online, später in kleinsten Gruppen in besonders großen Räumen, je nach Verordnung. Die Technik hat sehr geholfen; vor zehn Jahren wäre das ungleich komplizierter gewesen.
Die Theater als Arbeitgeber hat die Pandemie ja nicht weniger betroffen. War es schwieriger, als Anfänger ein Engagement zu kriegen?
Doch, ja. Die Vermittlung an feste Bühnen war ungleich komplizierter. Es gab weniger freie Stellen, auch weil es wegen Corona weniger natürliche Fluktuation an den Theatern gab. Fast jeder, der ein festes Engagement hatte, blieb, wo er war. In so einer Zeit kündigt eben kaum jemand. Und es gab bei den Theatern selbst eine Angst vor der Sparwelle nach Corona, auch deswegen hat man zögerlicher eingestellt.
Was sehen Sie noch als „Long Covid“-Folge für Ihre Absolventen?
Schlimmstenfalls einen Start mit Schulden in einen Beruf, der ohnehin ein niedriges Einstiegsgehalt hat. Studien- und Nebenjobs brachen ja reihenweise weg, es war für viele plötzlich wahnsinnig schwierig, ihr Studium zu finanzieren. Immerhin: Inzwischen arbeiten viele in Testzentren...