Essen. Stargespickt und was fürs Herz: Karoline Herfurth spielt und führt Regie in „Wunderschön“. Heute kommt ihr neuer Film in unsere Kinos.

Manchmal täuscht der erste Eindruck. Launige Musik rauscht aus den Lautsprechern, schöne Frauen präsentieren sich als Idealbild von Freundschaft, Fitness und Schönheit in einem Werbespot, der ein Produkt für noch mehr Schönheit und Fitness anpreist; und dabei geht es um ganz normale Leute. Dann ist der Dreh fertig, das eben noch angepriesene Superprodukt wird achtlos in die Ecke geknallt und die fröhlichen Gesichter werden lang und leer. Der schöne Schein ist ausgeknipst, die Wirklichkeit hat uns wieder, auch auf der Leinwand.

Der Kontrast wurde betont scharf geschlagen und ein bisschen keimt die Befürchtung, dass das Methode haben könnte. In der Tat, das Tempo der wechselnden Eindrücke bleibt konstant hoch. Szene für Szene kommen nun die Heldinnen ins Spiel. Da ist Julie (Emilia Schüle), die schwer für die Modelkarriere trainiert und hungert. Vicky (Nora Tschirner) ist Kunstlehrerin und erklärte Singlefrau mit dem Motto „Kein zweites Date nach dem One-Night-Stand“. Sie kommt nicht damit klar, dass der neue Sportlehrer sie aufrichtig liebt. Ihre beste Freundin ist Sonja (Karoline Herfurth), die gerade ihr zweites Kind zur Welt brachte, sich nicht mehr begehrenswert fühlt und unbedingt zurück in den Beruf möchte, um nicht im Mutterdasein zu versauern.

„Wunderschön“ mit Karoline Herfurth startet heute in den deutschen Kinos

Julies Agentin Gabo (Melika Foroutan) ist hart im Beruf und gegen sich selbst; ihre Tochter Leyla (Dilara Aylin Ziem), die sich wegen ihres Übergewichts grämt, entfaltet Talent als Schlagfrau beim Baseball und weckt das Interesse eines Sportkameraden. Und zuletzt gibt es noch Frauke (Martina Gedeck), die froh ist, dass die Kinder aus dem Hause sind, aber von ihrem Ehemann (Joachim Król) nicht begehrt wird, der neuerdings im Ruhestand ist, aber nicht zu Hause sein mag.

Es gibt viel offensichtlichen Konfliktstoff in diesem Film, dessen Drehbuch mit einer Menge Figuren jongliert, die allesamt mehr oder minder unmittelbar miteinander zu tun haben. Es geht im Wesentlichen um die Schönheit, die jedem innewohnt, aber zu oft von künstlicher Idealisierung unterdrückt wird. Es geht sowohl beruflich wie im Liebesleben um Selbstverwirklichung im Frausein, selbstbestimmt. Männer haben in dieser Konzeption bevorzugt die Rolle des romantischen Stichwortgebers (Maximilian Brückner, Ben Litwinschuh) oder einer patriarchalischen Karikatur (Friedrich Mücke, Joachim Król), die bereits bei kleinsten haushaltlichen oder erzieherischen Herausforderungen das Handtuch wirft.

Deutsches Kino, stargespickt von Martina Gedeck bis Joachim Król

Mit ihrer nun schon dritten Regiearbeit („SMS für dich, „Sweethearts“) bewegt sich Karoline Herfurth erstmals im Bereich der heiter-besinnlichen Filmunterhaltung im Stile einer stargespickten Degeto-Produktion für den Freitagabend in der ARD. Es gibt zu viele Figuren im Spiel, was zur Folge hat, dass zu wenige davon die verdiente Vertiefung erfahren. Es gibt einige schöne Slapstickszenen, aber auch abgestandene Kalauer um einen Intimartikel im Drogeriemarkt. Es wird Karriere- und Selbstbewusstsein gepredigt -- es sei denn, dass es der Liebe im Wege steht. Ja, primär wohl kein Film für Männer. Die können sich ja zum Jagen und Sammeln in die Wälder zurückziehen.