Essen. Akademiker, Flüchtlinge und Grusel in Oregon: Eine ganze Reihe neuer Filme locken in die Kinos. Hier gibt’s die Leinwand-Höhepunkte im Überblick.

In den Kinos starten neue Filme. In dieser Woche erlebt das Publikum Christoph Maria Herbst als blasierten Akademiker mit Hang zum Rassismus, und es macht sich mit Flüchtling Kojo auf den Weg nach Europa. Zudem stromern die Zuschauer durch schaurige Wälder in Oregon – und sie erleben einen 3D-Animationsfilm aus Hollywoods zweiter Reihe. Der Überblick.

Contra

Sönke Wortmann legt nach seinem Erfolg mit „Der Vorname“ die nächste Verdeutschung einer französischen Kinokomödie vor. Nach der Vorlage von 2018 „Die brillante Mademoiselle Neïla“ mit Daniel Auteuil und Carmélia Jordana spielt nun Christoph Maria Herbst den blasierten Akademiker und Uni-Dozenten Richard Pohl, der seine Studierenden, am liebsten die Frauen und Ausländer, mit sprachlichen Spitzfindigkeiten vorführt. So stellt er Naima (Nilam Farooq) im Hörsaal bloß:

„Sie sind zu spät!“

„Entschuldigung!“

„Ist das ein Befehl?“

„Ich entschuldige mich.“

„Man kann sich nicht selbst entschuldigen, Sie können nur darum bitten. Wissen Sie das nicht?“

„Ich bin einfach nur fünf Minuten zu spät gekommen!“

„Ja, aber in meinem Kulturkreis bedeutet Pünktlichkeit noch was.“

„Das ist doch Rassismus!“

Das löst einen viralen Aufruhr aus, es droht ein Disziplinarverfahren. Pohl kann den Hals aus der Schlinge ziehen, wenn er Naima als Mentor betreut. Es folgt ein von Generationenzwist und kulturellen Fehleinschätzungen geprägter Clinch, bei dem Dozent und Studentin erst gar nicht und dann immer besser miteinander klarkommen. Die Chemie zwischen den Kombattanten britzelt munter, auch wenn man Herbst in solchen Rollen schon etwas zu oft gesehen hat. Für einen amüsanten Filmabend reicht es allemal, vor allem für all jene, die für französische Filme grundsätzlich nicht ins Kino gehen.

Borga

 Jamal Baba (li.) und Emmanuel Affadzi im Film „Borga“.
Jamal Baba (li.) und Emmanuel Affadzi im Film „Borga“. © picture alliance/dpa/Filmfestival Max Ophüls Preis | Tobias von dem Borne

Kojo, ein junger Mann aus Ghana, will nicht länger auf der Elektromüllhalde seines Vaters schuften. Zusammen mit einem Freund macht er sich auf den Weg ins gelobte Deutschland. Nach jahrelanger, beschwerlicher Reise gelangt er ans Ziel und muss erkennen, dass niemand auf ihn gewartet hat. Er verliebt sich in eine Sanitäterin (Christiane Paul), gründet eine Schrottfirma, muss aber erkennen, dass er niemandem zu viel Vertrauen schenken sollte, auch nicht im Heimatland.

Das Regiedebüt des Filmautors York-Fabian Raabe wurde mit dem Max-Ophüls-Preis 2021 ausgezeichnet, zudem als gesellschaftlich relevanter Film geadelt. Hauptdarsteller Eugene Boateng erhielt den deutschen Schauspielpreis. Es ist ein Film, der über anrührende wie aufrüttelnde Momente verfügt, aber nie verhehlen kann, wie sehr die dramatische Erzählung von hehrem Anliegen (einer der ersten deutschen Filme mit ghanaischer Perspektive) und Konflikttürmung beschwert ist.

Antlers

Bizarre Zeichnungen eines zwölfjährigen Schülers (eine Entdeckung: Jeremy Thomas) und Leichenfunde in den Wäldern Oregons beunruhigen eine Lehrerin (verdientes Comeback: Keri Russell). Ihre Nachforschungen fördern Schreckliches in der Familie des Jungen hervor. Trotz des prominenten Horrorfilmschaffenden Guillermo del Toro (Oscar-prämiert für „The Shape of Water“) als Produzent und renommierten Regisseur Scott Cooper („Hostiles – Feinde“) bleibt dieser geringfügig ethnisch grundierte Monsterreißer in konventionellen Wassern stecken. Die modrige Atmosphäre hat Klasse, die Aussicht auf eine Fortsetzung nicht.