. . Damals, als der Western noch Konjunktur hatte, war die Welt irgendwie einfach. Die Indianer waren böse, wurden gejagt, am besten gleich noch von der Kavallerie. Der Neo-Western des New Hollywood erklärte dann den Zuschauern, wie übel den Ureinwohnern Amerikas tatsächlich mitgespielt worden war, und weckte Verständnis für ihren Zorn.

Damals, als der Western noch Konjunktur hatte, war die Welt irgendwie einfach. Die Indianer waren böse, wurden gejagt, am besten gleich noch von der Kavallerie. Der Neo-Western des New Hollywood erklärte dann den Zuschauern, wie übel den Ureinwohnern Amerikas tatsächlich mitgespielt worden war, und weckte Verständnis für ihren Zorn.

Inzwischen gibt es kaum noch Western auf der großen Leinwand, was schade ist, weil man von der Vertreibung einst stolzer Völker nicht oft genug erzählen kann. Der Regisseur Scott Cooper hat jetzt mit „Feinde – Hostiles“ wieder einen Western gewagt, der schon deshalb ganz anders ist, weil sein sorgfältiges Erzählen auch die dafür nötige Zeit in Anspruch nimmt. Am Ende aber ist der Lohn der Geduld tatsächlich ein Erlebnis, wie man es nicht mehr oft im Kino erlebt.

Zeichen der Versöhnung geplant

Dass er hier nichts beschönigen will, zeigt Cooper (der auch das Drehbuch schrieb) gleich zu Beginn auf drastische Weise. Eine Schar von Komantschen überfällt da 1892 eine Siedlerfamilie samt Kleinkind, die nun, bis auf die Mutter, auf bestialische Weise den Tod findet. Gleichzeitig erhält in New Mexico der hochdekorierte Kriegsheld Captain Joe Blocker (Christian Bale) kurz vor dem Ruhestand den Befehl, den krebskranken Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk (Wes Studi) samt seiner Familie in dessen Heimat nach Montana zu geleiten. Der Präsident will damit ein Zeichen der Versöhnung setzen, Block jedoch hat dafür eigentlich kein Verständnis. Zu viele Gefährten wurden vor seinen Augen abgeschlachtet, und ausgerechnet Yellow Hawk war damals sein Gegner.

Wenn die Eskorte mit den Indianern schließlich in Bewegung kommt, beginnt der Film, sich dem Trab der Pferde anzupassen. Das Ergebnis ist ein Road Movie durch gefährliches Gelände, denn vor ihnen liegt indianisches Feindesland. Unterwegs treffen sie die völlig verwirrte Rosalie (Rosamund Pike) – jene Frau, die zu Beginn ihren Mann und ihre drei Kinder verloren hat – und nehmen sie bei sich auf. Von nun an leben sie zwischen Nachtwachen und immer neuen Angriffen, nicht nur von Indianern.

Je weiter der Weg geht und je stärker die Gefahren zunehmen, umso näher kommen sich überraschenderweise allmählich Blocker und Yellow Hawk. Beide haben mitein­ander gemein, nicht viele Worte zu machen, und so sind es denn manchmal nur Gesten oder schließlich auch ein Händedruck.

Der Film hat alles, was ein Western braucht, vor allem genügend Augenfutter. Das beginnt schon bei den bildgewaltigen Panoramen der Berge und setzt sich fort bei den nächtlichen Ritten, die wie Scherenschnitte vor dem Himmel wirken. Cooper aber lässt den Zuschauer bei aller Schönheit nie vergessen, wie brutal der Mensch sein kann. Dabei verfällt er jedoch nie in plumpe Schuldzuweisungen, sondern versucht stets, die Balance nicht zu verlieren.

Mit Oscar-Preisträger Christian Bale

Mit Christian Bale hat er einen Protagonisten, der schon mal Batman für eine ganze Trilogie war, der den Oscar für „The Fighter“ gewann, der dies alles hier aber vergisst, um sich als Blocker völlig neu zu definieren. Er spürt vermutlich auch die Absicht des Regisseurs, hier letztlich auch den uralten Rassenhass in den USA zu thematisieren. Gegen Ende gibt es in dieser Hinsicht noch einen brutalen Zwischenfall, bei dem auch Cooper sich nicht mehr zurückhält und ein Bild des hässlichen Amerikaners an sich abgibt.