Essen. 8200 Gäste trotz Corona, die Lit.Ruhr zieht auch in einem schwierigen Jahr zufrieden Bilanz. Und schon jetzt steht fest: Fortsetzung folgt!

Lesefeste im Herbst sind eine gute Sache. Während die Kölner Lit.Cologne in den vergangenen zwei Frühjahren Pandemie-bedingt gar nicht oder nur digital stattfinden konnte, fielen die Inzidenzwerte für die Ruhrgebiets-Ausgabe im Oktober günstiger aus.

Schauspielerin Iris Berben trifft in Essen den Ton als strenge Lehrerin

Zum fünften Mal in Folge also konnte die Lit.Ruhr in den Hallen der Essener Zeche Zollverein über die Bühne gehen – vor Publikum. 8200 Besucher kamen, geimpft, getestet oder genesen, um sich – noch mit Abstand – aus aktuellen Büchern wie Sven Regeners „Glitterschnitter“ vorlesen zu lassen oder sich von Elke Heidenreich für die lebensprägende Literatur von Frauen begeistern zu lassen.

Prominente Fürsprecherin von Nachwuchsautoren: Anke Engelke (re.) las bei der Lit.Ruhr ausgezeichnete Texte von Schreibtalenten aus dem Ruhrgebiet vor. Illustrator Jens Rassmuss (li.) zeichnete dazu live.
Prominente Fürsprecherin von Nachwuchsautoren: Anke Engelke (re.) las bei der Lit.Ruhr ausgezeichnete Texte von Schreibtalenten aus dem Ruhrgebiet vor. Illustrator Jens Rassmuss (li.) zeichnete dazu live. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Beliebt sind bei der Lit.Ruhr Programme, die Werke der Weltliteratur auf ihren Gegenwartsbezug prüfen – etwa mit einem Ausflug in die Welt der Waschraumhygiene oder einen Abend über die Lust und Last, Lehrer zu sein. „Setzen“ schnarrt dann die fabelhafte Iris Berben und macht das Salzlager der Zollverein-Kokerei mit dem resoluten Ton einer Pult-Autorität wie Inge Lohmark (aus Judith Schalanski: Der Hals der Giraffe) zum giggelnden Klassenzimmer. Gesteigert noch vom satirischen Lehrer-Bashing eines Dietmar Wischmeyers, das Ulrich Noethen mit lässiger Schärfe vorträgt. Pädagogen sind aber nicht nur Prügelknaben. Albert Camus, so ist zu hören, hat seinem Lehrer nach der Nobelpreis-Verleihung einen Dankesbrief geschrieben.

Lernen kann man ja immer etwas an solchen Themen-Abenden. Dass das teuerste WC auf der ISS im Weltall schwebt und sich Kult-Autor David Foster Wallace in einem Essay über die Reise auf einem Kreuzfahrtschiff mal mit luxuriösen Edelstahl-Seifenschalen und hautsympathischem Klopapier beschäftigt hat, lassen Schauspielerin Eva Mattes und Christian Brückner wissen.

Cordula Stratmann und Bjarne Mädel feiern die Meister der Maßlosigkeit

Übertreibung gehört eben auch zur Literatur: Cordula Stratmann und Bjarne Mädel kennen in ihrem Programm viele Meister der Maßlosigkeit – die Auswahl reicht von Filmstar Tom Hanks und seiner Story über eine erschöpfende Liebesbeziehung bis zur gigantischen Flottenschau aus Homers Ilias.

Schon mal notieren: 2022 soll die Lit.Ruhr vom 19. bis 23. Oktober laufen.