„The Many Saints of Newark“, „Helden der Wahrscheinlichkeit“ und „The Sunlight Night“: drei neue Kinofilme zwischen Herzschmerz und Herzklopfen.

The Many Saints of Newark: Die Vorgeschichte der Soprano-Saga

Wie konnte aus einem pummeligen Muttersöhnchen der spätere Mafiaboss Tony Soprano werden? Die Vorgeschichte der HBO-Erfolgsserie aus den Jahren 1999 bis 2007 (in Deutschland im ZDF ausgestrahlt) steckt ein bisschen zwischen den selbst platzierten Stühlen. Wer die alte Serie nicht (mehr) kennt, kann alle Soprano-Verweise gefahrlos subtrahieren und sich einem US- Mafiafilm mit ein bisschen Zeitgeistkirmes in die Arme werfen.

In diesem Rahmen erlebt man einen Familienclan, der in den Jahren 1967 bis 1974 eine Phase des schmerzhaften Umbruchs erfährt. Die Kamera gießt das in schöne Cinemascope-Tableaus, die Besetzung suhlt sich im Klischeekatalog zwischen Süßholz und Jähzorn, Spaghetti-Teller und Trommelrevolver und hört auf Namen wie Walnuts, Little Pussy und Hollywood Dick. Der Eindruck, dass man das alles schon oft und manches Mal auch besser sah und letztlich nichts neu ist, trügt nicht. Aber James Gondolfinis Sohn Michael erweist sich als würdiger Erbe des zu früh verstorbenen Soprano-Stars.

Helden der Wahrscheinlichkeit: Mads Mikkelsen in einer Komödie, die keine ist

In der Kopenhagener U-Bahn kommt es zu einem Unglück. Unter den Todesopfern ist Emma, Mutter der pubertierenden Mathilde und Ehefrau des Soldaten Markus. Der will Rache, Otto dagegen will Gerechtigkeit. Der Mathematiker hatte Emma seinen Platz angeboten und dadurch überlebt. Zusammen mit zwei Freunden, beide Computerhacker, nimmt Otto Kontakt mit Markus auf. Gemeinsam kommt man einer rechtsradikalen Rockerbande auf die Spur.

Damit wäre der Unterschied zwischen deutschem Problemkino und Anders Thomas Jensen offengelegt, denn der Däne („Adams Äpfel“, „In China essen sie Hunde“) dreht selbst bei schwerster Konfliktlast Unterhaltungskino. In seiner jüngsten Arbeit versammelt er abgedrehte Typen, denen man höchstens auf der anderen Straßenseite begegnen möchte. Jensen beschreibt jede Figur mit einer lässigen Leichtigkeit, die an Tarantino erinnert. Dazu kommt ein superbes Schauspielerensemble, angeführt von den Stars Mads Mikkelsen und Nikolaj Lie Kaas. Die angekündigte Komödie ist der Film nicht, eher eine Gaunerstory, die vieles gegen den Strich bürstet. Und sich lohnt.

The Sunlit Night: Der erste internationale Film von David Wnendt

Die Kunstprüfung verhagelt, vom Freund verlassen, die Schwester verlobt, die Eltern lassen sich scheiden – Frances (Jenny Slate) muss raus aus New York und nimmt einen Job auf den Lofoten an. Hier will ein Künstler eine Scheune in die Farbe Gelb tauchen, in der Nähe betreiben Amateure ein Wikinger-Museum und der junge Russe Yasha (Alex Sharp) reist an, um seinem Vater das Versprechen eines Wikingerbegräbnisses einzulösen. Der erste internationale Film von David Wnendt (nach „Kriegerin“, „Feuchtgebiete“ und „Er ist wieder da“) beginnt wie eine Komödie von Woody Allen und begibt sich sodann auf Selbstfindungssuche, ist aber auch Love Story. Ein stimmiges Ganzes ergibt das nicht, aber die atmosphärische Bildgebung, immer wieder aufblitzende Dialogperlen und Gillian Andersons umwerfender Auftritt als Yashas mondäne Russenmutter sorgen für solide Unterhaltung.