Essen. Ein gefeierter Autor hochrangiger Romane stellt sein erstes Kinderbuch vor. Saša Stanišić begeistert fantasievoll mit „„Hey, hey, hey Taxi!“.
Zu den wunderbaren Eigenschaften des begnadeten Erzählers Saša Stanišić zählt eine Fantasie, die vermutlich noch in der ödesten Wüstenei das muntere Sprudeln nicht aufgeben könnte. Vielfach hat er das in der Literatur für Große bewiesen. Wen seiner Verehrer sollte es also überraschen, dass Stanišićs erstes Kinderbuch aufs Schönste ins Kraut des Kreativen schießt?
Pudel plaudern mit Chinesen, trinkfeste Piraten machen vor Augentropfen nicht halt, und das fette Loch im Asphalt hat neben einigem Umweltbewusstsein Manieren, es ruft „Guten Tag, die Herrschaften.“ Falschparken im Wasser ist auch möglich. Wer wundert sich da noch, dass starke Marienkäfer einiges von Eiweißdrinks verstehen?
Saša Stanišić hat sein erstes Kinderbuch geschrieben: „Hey, hey, hey Taxi!“
Sie merken schon: Ein größeres Loblied aufs grenzenlose Ausspinnen der verrücktesten Geschichten kann es nicht geben, als es dutzendfach in „Hey, hey, hey Taxi!“ zu finden ist. Der Autor umschreibt es als Werk der Praxis. Denn einerseits verband der Sohn des preisgekrönten Stanišić („Vor dem Fest“, „Herkunft“) dessen berufsbedingte Abwesenheit mit dem titelgebenden Fortbewegungsmittel, andererseits nutzte Papa genau dies als Vehikel zum Geschichtentransport, wann immer es ging: „beim Zähneputzen, beim Wandern, vorm Einschlafen.“
Das Ergebnis ist ein herrlicher Spaß. Das Beste an ihm ist eine Botschaft, die Kinder in dieser Welt vielleicht zu selten hören: Hier ist nichts verboten, deine Gedanken sind frei! Dann nämlich kann ein Taxi, dass es (vielleicht wegen der wortkargen Fahrer und dem unfreundlichen Gebührenzähler) unseres Wissens bislang kaum zum Mittelpunkt eines Kinderbuchs gebracht hat, alles sein, mindestens ein fliegender Teppich oder besser noch, um es mit Stanišić zu sagen, „ein Hexenbesen auf vier Rädern“. Manchmal sind die allerdings aus Käse (klar, dass dessen Löcher Fenster sind), zwei Tage später bleibt das Auto stehen und ein ziemlich kleiner Riese namens Riesling trägt die Kundschaft persönlich von A nach B.
„Hey, hey, hey Taxi!“ ist an der Seite von Stanišićs Sohn entstanden
Man liest und liest – sich fest. Dabei kann, darf, soll das Ganze nur der Anfang sein. Im Vorwort für Eltern und andere Vorleser ermuntert Saša Stanišić ausdrücklich zu Spielarten: „Ändere Sie! Baue die Variablen Eurer Welt in diese meine.“ Das habe schließlich zu seinem zentralen Motiv gehört, „mein Sohn kann sich keine Taxigeschichte vorstellen, in der er nicht selbst als Figur auftritt...“
Vermutlich halten wir somit bereits im frühen März eines der Kinderbücher des Jahres in Händen. Seine Klasse dankt es nicht zuletzt den Zeichnungen Katja Spitzers: Ob Fischkonzert, Insekten-Disco oder Duftbaum-Wäldchen unterm Autohimmel – liebenswert ausgemalt, auch weil Kinder ihr die Feder stets mitzuführen scheinen.
Saša Stanišić: Hey, hey, hey Taxi. Mairisch Verlag. Gebundenes Großformat, 96 Seiten, 18€. Ab 4 Jahre