Bottropum. Hennes Bender hat einen weiteren Asterix-Band ins Ruhrdeutsch übertragen: „Keine Kohle mehr im Pott“ ist der sechste Band der Revier-Gallier.
Da wird die Menschheit mal eben 2000 Jahre älter, aber die Probleme bleiben doch dieselben: Wie kriegt man bloß die Ocken, Tacken und Pinunzen ratzfatz an der Steuer vorbeigeschlenzt? Das ist die große Frage in „Keine Kohle mehr im Pott“, dem sechsten Band der Reihe „Asterix auf Ruhrdeutsch“ – und dem vierten aus der kongenialen Kodderschnauze von Hennes Bender. Schon der Titel „Keine Kohle mehr im Pott“ klingt nach klammen Kassen von konkursgefährdeten Kommunen, aber auch danach, dass beim Bergbau ja nun Schicht im Schacht ist – aktueller geht’s kaum zwischen Rhenum und Ruhrum.
Wie ging noch mal die Geschichte vom „Kupferkessel“, von Bender nur „Henkelmann“ genannt und nach Panhas müffelnd? Häuptling Moralelastix aus einem benachbarten Dorf bringt im blinkenden Bottich all seine Sesterzen zu den unbeugsamen Galliern, damit die sie vor Cäsars Steuereintreiber retten. Asterix hält Wache – und am nächsten Morgen ist die Kohle weg. Asterix wird verbannt, bis er den Zaster wieder rangescheffelt hat. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Obwohl, stehlen…?
„Dietmarbärus“ und die Boxbude von Sterkrade
Die Story sollten Gallien-Kenner noch präsent haben. Was die Übertragungen von Hennes Bender aber so besonders macht: Er beschränkt sich nicht auf die sprachliche Ebene (so wird aus Häuptling Moralelastix hier Solingenolix), sondern er versetzt Szenen, Städte und Ereignisse mit blitzgescheiter Beobachtungsgabe ins Ruhrgebiet. Es mag ja naheliegend sein, dass man ein Amphitheater entweder nach „Xantia“ oder nach „Schalkum“ in den Nordsternpark verlegt, aber dass dort der Impresario auf den Namen Schlingensiefus lautet, der dem rothaarigen Schmerbauch Dietmabärus die abgewandelte Kassierer-Liedzeile „Dat Schlimmze is, wenn die Cervisia alle is!“ eintrichtert, ist auf vielen Ebenen gut, richtig und ruhrig.
Oder: Aus dem fahrenden Gladiatorentheater, in dem Asterix schnelle Pekunien machen wollen, wird „Kloppus seine Boxbude“, die in Oberhausum steht – eine unverblümte Hommage an die legendäre Boxbude auf der Sterkrader Kirmes.
Grönemeyer, Peter Thorwarth – und Schalkum verliert
Bender achtet dabei auf jedes Detail: Ein gallischer Hahn rezitiert beim Sonnenaufgang gagsicher aus Herbert Grönemeyers „Mensch“ („Es ist Sonnenzeit…“), beim Pferderennen der Königsblauen („Un wat, wenn Schalkum vahlieren tut?“ – wieder so eine hochaktuelle Frage) heißt ein Ratschlag: „Nächste Ma allet auf Horst! So heißt dat Pferd!“ – eine todsichere Verneigung vor Peter Thorwarths Filmkomödie „Bang Boom Bang“…
Klar liegt der Schweinemarkt in Bottropum, das später für den Pferdemarkt berühmt wurde. Und was kauft man da noch? „Zähsasalat“…
„Schlotz“, „Klönk“ und ein Geschenk von Thorsten Sträter
Selbst die Lautmalereien treffen mit dem Pilum aufs Sternum: Beim Raufen geht’s mit „Schlotz!“ und „Klönk!“ zur Sache. Und wie klingt es, wenn der Kupferkessel voll Zaster aufs Deck eines Piratenschiffes kracht? „Schabunsen!“ – die Wortschöpfung ist ein Gastbeitrag von Torsten Sträter…
Bender geht an jede Sprechblase so, dass er sich selbst beömmeln muss – und das zieht am Leser nicht spurlos vorüber. So viel Spaß am „Kupferkessel“ hatte man nicht, seit man den Band zum ersten Mal in Händen hielt.
Asterix auf Ruhrdeutsch, Band 6: Keine Kohle mehr im Pott, Egmont, 48 S., 14 €. Hennes Bender signiert und sinniert live: 11. 9., 16 Uhr, Hagen, Comic Centrum; 12.9., 17 Uhr, Bochum, Little Nemo; 23.9., 20 Uhr Lesung: „Keine Kohle mehr im Pott“, Hattingen, Stadtbibliothek; 5.10., 19.30 Uhr, Lesung,Recklinghausen, Stadtbibliothek.