Ihr leuchtender Sopran war kein Strohfeuer. Helen Donath hat ihre Opernkarriere lange gepflegt, heute wird sie 80 Jahre alt.

„Helen Jeanette, du musst Sekretärin werden und deinen Boss heiraten!“ So sah die Lebensplanung für die junge Helen Erwin im abgelegenen texanischen Nest Corpus Christi aus, in dem die Sopranistin ihre Jugend zwischen Schule, Kirche und Kino verbrachte. Ein Film mit Mario Lanza erweckte in ihr die Begeisterung für die Oper und sie zog früh nach New York.

Dass die Sängerin noch jenseits der 60 eine glanzvolle Marschallin im „Rosenkavalier“ verkörpern und im Essener Aalto Theater vor 17 Jahren mit ungebrochen schöner und intakter Stimme in Strauss’ „Ägyptischer Helena“ auftreten konnte, lag nicht zuletzt an ihrem Glück, immer an gute Agenten und Berater geraten zu sein. Das war bereits in New York so, wo sie sich mit gerade 20 Jahren auf eine Karriere in Deutschland vorbereitete. Und ihr späterer Ehemann Klaus Donath, dem sie in Hannover als Korrepetitor, Dirigenten sowie exzellenten Stimmenkenner und Liedbegleiter begegnete, wacht bis heute mit Argusaugen über ihre Stimmentwicklung.

Die weltberühmte Sopranistin Helen Donath feiert den 80. Geburtstag

Mit 22 Jahren konnte sie bereits Wolfgang Sawallisch an der Kölner Oper für sich gewinnen. Sie wurde dann in Hannover und kurze Zeit später an der Bayerischen Staatsoper in München engagiert. Sie erlernte ein akzentfreies Deutsch und wählte ihr Repertoire klug und diszipliniert aus. Mozart und Richard Strauss blieben ihre Hausgötter, wobei sie das lyrische Fach nie verließ. Die Despina in Mozarts „Così fan tutte“ sang sie noch in vorgerücktem Alter, ohne je zur Fiordiligi zu wechseln. Sie schonte ihre Stimme mit wacher Intelligenz. Markante Rollenwechsel vollführte sie lediglich im „Rosenkavalier“ von der Sophie zur Marschallin und in Humperdincks Märchenoper von der Gretel zur Hexe.

Ihre Kunst gibt die Opernsängerin bis heute an junge Sänger und SängerinOjlkjkl

Dass sie jugendliche Rollen bis ins vorgerückte Alter überzeugend darstellen konnte, so 2007 die Zerlina in der legendären Essener Inszenierung des „Don Giovanni“ von Stefan Herheim, liegt an der positiven Ausstrahlung des „Texas Girls“. Die verlor sie auch nicht, als sie vor ihrem 70. Geburtstag mit einem Beckenbruch im Krankenhaus lag und ihre Mitpatienten aufmunterte. Und ihre Begeisterung für das Singen, aber auch ihr Verantwortungsgefühl für die Stimme vermittelt sie jungen Sängern bis heute voller Leidenschaft, u.a. in Meisterkursen an der Deutschen Oper am Rhein vor acht Jahren und noch im letzten Jahr am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier. Heute feiert Helen Donath ihren 80. Geburtstag, eine der besten und verlässlichsten lyrischen Sopranistinnen ihrer Generation.