Dortmund. Beim Ostwall-Museum waren die „Freunde“ von Anfang an dabei, ohne sie wäre das Museum 1960 wohl gar nicht gegründet worden.

Ohne seine Freunde wäre das Ostwall Museum nicht nur finanziell ärmer: „Sie sind immer innovativer geworden“, blickt die Vize-Museums-Chefin Regina Selter auf 60 Jahre zurück, „seit 2016 fördern sie auch die kulturelle Bildung im Museum, etwa für Schulklassen, Studierende oder demenziell Erkrankte“. Und als echte Freunde ist ihnen nicht egal, was im Museum passiert oder nicht: „Kritische Stimmen“, bestätigt Regina Selter, „sind auch wichtig zur Entwicklung eines modernen Museums.“

Von Anfang an, seit 1960 begleitet der Förderverein (damals noch „Stiftergesellschaft“) das Museum, dessen Existenz ja überhaupt auf bürgerschaftliches Engagement unter Anführung der Gründungsdirektorin Leonie Reygers zurückgeht. Die Freunde des Museums sind heute ein Verein mit 271 Mitgliedern, der dem Haus immer wieder Ankäufe ermöglicht hat, durch Schenkungen, durch Geldsammeln und das Aktivieren von Sponsoren.

Jubiläumsgeschenk: Dreimal Nan Goldin

Eine kleine Leistungsschau dessen, was dabei zusammenkam, bietet jetzt eine Studio-Ausstellung im Ostwall-Museum, das schon am vergangenen Wochenende mehr Besucher registrierte als erhofft.

Nachzuverfolgen ist in dieser klug eingerichteten Ein-Raum-Ausstellung, wie die Schwerpunkte des Museums von der Klassischen Moderne über die Fluxus-Kunst hin zur zeitgenössischen wuchsen. Mit lauter Werken, die ihre Geschichte haben. Bewegend etwa die des Gemäldes „Sonnenblumen mit welker Kresse“ des Expressionisten Heinrich Nauen: Das Bild, das bereits 1925, ein Jahr nach der Entstehung, von der Stadt Dortmund angekauft wurde, geriet in die Verkaufsmasse der „Entarteten Kunst“, die von den Nazis diffamiert, aber auch verscherbelt wurde. Das Bild galt nach dem Zweiten Weltkrieg als verschollen, als es dann aber 2015 doch aus einer rheinischen Privatsammlung auftauchte, gelang der Rückkauf des Gemäldes durch die Freunde des Museums.

Max Beckmann, Jean Arp

Sie finanzierten auch Max Beckmanns „Selbstbildnis mit Zigarette“, die hinreißend geschmeidige, späte Jean-Arp-Skulptur „Demeter“, Informel-Gemälde von Fred Thieler bis zu einem intensiv blauen Emil Schumacher oder dem ironischen „Egozentriker“ von Konrad Klapheck, eines seiner Maschinenbilder mit spätsurrealem Anstrich.

Die Fluxus-Kunst mit ihrem eulenspiegelnden Humor kommt ebenfalls zur Geltung. Die Nachtleiter von Geoffrey Hendricks (der 2014 den ersten, ebenfalls von den Freunden ins Leben gerufenen MO-Kunstpreis bekam) konkurriert mit Milan Knížáks verrückt behängten Hemden bis zum lächelnfördernden Kunst-Kalauer von Robert Filliou mit Putzeimer, Aufnehmer und Schrubber, an dem der Zettel hängt: „Bin in zehn Minuten zurück. Mona Lisa“. Das neueste, gerade erst erworbene Prunkstück sind allerdings drei Aufnahmen der Star-Fotografin Nan Goldin im gewohnten Underground-Sujet und -Stil.

Astrid Lowacks „abstrakte“ Fotografien im MKK

Und die geben den denkbar stärksten Kontrast zu einer weiteren Kabinett-Ausstellung, die fußläufig entfernt im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) eingerichtet wurde: Quadratisch-wilde Bildfantasien der 1969 in Bamberg geborenen Fotografin Astrid Lowack, die von sich sagt: „Ich fotografiere, was es nicht gibt.“ Mit Hilfe von Wasser, Licht und Bewegung entstehen starkfarbige, wie abstrakt wirkende Bilder mit klar erkennbaren Strukturen, die gleichwohl viel Assoziationsfreiheit lassen. Titel wie „Märchen“ oder „Weg zur Erleuchtung“ werden so zu einleuchtenden Leitplanken des Bewusstseinsstroms.

60 Jahre Freunde des Museums Ostwall. U-Turm (Leonie-Reygers-Terrasse), bis 30. August; Astrid Lowack: The Elements of Transcendence, Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastraße. 3, bis 25. Oktober.