Essen. „Die ganze Welt ist eine große Geschichte und wir spielen darin mit“: Ein neuer Roman erinnert an Michael Ende, Schöpfer von Jim Knopf und Momo.

Ohne ihn gäbe es keine Momo, keinen Scheinriesen, keine Kindliche Kaiserin. Der Mann, der diese Wesen erschuf, der Millionen junger Menschen mit seiner Fantasie verzaubert hat, wäre am 12. November 90 Jahre alt geworden: Michael Ende. Aber wer war dieser Mann? Die Autorin Charlotte Roth hat in Zusammenarbeit mit Roman Hocke, Lektor und Michael Endes Freund, ein Buch über ihn geschrieben: „Die ganze Welt ist eine große Geschichte und wir spielen darin mit“.

Die Augsburger Puppenkiste brachte Michael Ende ein noch größeres Publikum: Lukas der Lokomotivführer und Jim Knopf - der Scheinriese Tur Tur winkt im Hintergrund.
Die Augsburger Puppenkiste brachte Michael Ende ein noch größeres Publikum: Lukas der Lokomotivführer und Jim Knopf - der Scheinriese Tur Tur winkt im Hintergrund. © picture alliance / dpa | Stefan Puchner

Schon als Kind erkannte er im Spiel, dass die Fantasie das größte Abenteuer ist – sein Vater war der surrealistische Maler Edgar Ende, dessen Kunst die Nazis als entartet ächteten. Doch es sollten viele Jahre vergehen, bis Michael Ende „Lukas, der Lokomotivführer“ und das Lummerland ersann.

Ein Grafiker hatte den gelernten Schauspieler und Kabarett-Texter Michael Ende um ein paar Zeilen für ein Bilderbuch gebeten, schreibt Charlotte Roth. Aus den Zeilen wurden viele Seiten, die mehrere Verlage ablehnten. Bis Thienemann entschied: Wir machen zwei Bücher daraus.

Kritiker warfen Michael Ende Realitätsflucht vor

„Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ wurde nicht nur von der Augsburger Puppenkiste gezeigt, sondern 1960 auch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis geehrt. Aber die Kritik warf dem Autor Realitätsflucht vor, die Geschichten hätten keinen pädagogischen Wert. Roth lässt seine inneren Kämpfe mit den „grauen Herren“ spüren, die Selbstzweifel, den Wunsch, von Kritikern nicht auf ewig als Autor ins „Kinderzimmer“ gesperrt zu werden und sein Unbehagen, das er bei der Verfilmung seines großen Erfolgs spürte, das in Phantásien, dem Reich der Fantasie, spielt: „Die unendliche Geschichte“.

Charlotte Roth hat eine fesselnde Romanbiografie geschrieben, die die Innenwelt des Autors nachfühlen lässt. Michael Ende, der 1995 an Krebs verstarb, hätte es wohl gefallen, dass sie Lücken seiner Geschichte mit Fantasie füllt. Aber Charlotte Roth vermischt Realität und Erdachtes zu stark. So verliert das Buch an Wahrhaftigkeit.

Charlotte Roth: Die ganze Welt ist eine große Geschichte und wir spielen darin mit. Eisele, 432 S., 24 Euro.