Dortmund. 20 Jahre alternative Musik, 200 Ausgaben - die Zeitschrift Visions hat Rockgeschichte geschrieben. Das Musikmagazin lässt bei einem fünftägigen Konzertreigen die Sektkorken knallen. Anlass genug für einen Blick zurück in die Anfänge eines Mediums von und für Fans.
Zwölf Konzerte gehen in Dortmund ab Mittwoch, 28. Oktober, über die Bühne. Bei der Zusammenstellung der Konzertreihe hatten die Organisatoren das Besondere im Blick. Bekannte Acts wie Bela B. oder Selig sind ebenso im Programm verteten wie auch die schwedischen Senkrechtstarter und Garagen-Rocker The Hives oder die Editors. Der ambitionierteste Konzertabend jedoch verspricht das Zusammentreffen von klassischer Akustik und moderner Rockmusik beim Konzert von Dredg im Dortmunder Konzerthaus zu werden. Anspruchsvolle Rockmusikfans schätzen schon seit geraumer Zeit die spannungsgeladenen Songs dieser Band. Nun bringen die Kalifornier ihre Musik in einem Unplugged-Set am 1. November auf die Bühne des Konzerthauses. Das Team von Visions rechnet für die Veranstaltungsreihe mit bis zu 8000 Besuchern. Das Besondere dabei: Große Bands spielen in kleinen Hallen auf, nah bei ihren Fans. Selig etwa treten im im VIP-Bereich des Dortmunder WM-Stadions auf.
Magazin von Fans für Fans
Besondere Musik hatten die Visions-Macher von Anfang an im Blick. Nur fanden sie dafür nirgends ein Forum, damals am Ende der 80er Jahre. „Die Musikmagazine bedienten einfach nicht, was damals neu war”, sagt Herausgeber Michael Lohrmann zurückblickend. Indie-Rock und Grunge - Musik rund um Nirvana und Soundgarden fanden medial nicht statt. Und in diese Lücke stieß Visions.
Das Magazin erschien 1989 zum ersten Mal. Augabe Nummer eins kam in schwarz-weiß gehaltener Aufmachung daher, ein kopiertes Heft mit einer Auflage von 200 Exemplaren. Dabei handelte sich im wahrsten Sinne des Wortes um ein Medium aus dem Untergrund. In privaten Kellern in Hamm und Werl wurden die ersten Ausgaben produziert. „Man konnte sehen, dass Fans schreiben”, so Lohrmann. Ein Magazin von Fans für Fans, ein Fanzine. „Wann wir ganau professionll wurden, ist schwer zu sagen”, erklärt Lohrmann. Im Laufe der 90er wurde das Visions im Alternative-Rock-Bereich jedenfalls immer bedeutungsvoller. Aus dem Untergrundorgan wurde ein im gesamten deutschsprachigen Raum bekanntes Musikmagazin. Bis zu 40 000 Leser greifen heutzutage regelmäßig zum monatlichen Fachblatt, um sich über die neuesten Alben zu informieren oder Hintergrundberichte und Reportagen über Genregrößen zu lesen.
Rockchronik im Heft
Zum Jubiläum möchten die Magazinmitarbeiter neue Maßstäbe setzen. Zum einen mit dem unvergleichlichen Live-Event. Zum anderen mit der 200. Ausgabe. Das Jubiläums-Heft hat es nämlich in sich, verdient mit Fug und Recht die Bezeichnung „dicke Schwarte”. Denn neben der regulären Ausgabe haben die Mitarbeiter und Redakteure an einem Sonderheft gearbeitet. „Da steht alles drin, was in den vergangenen 20 Jahren passiert ist”, verspricht Herausgeber Lohrmann. Eine Chronik sei entstanden. Neben einer exklusiven CD liegt dem Magazin außerdem eine Konzert-DVD bei. Ein Dankeschön an zahlreiche treue Leser, die sich weiterhin auf ausführliche Rockgeschichten im Visions freuen dürfen.