Düsseldorf. Ein Raum aus Schokolade, ein Bett aus Brot, eine Insel aus sieben Tonnen Zucker - die Ausstellung "Eating the Universe" zeigt in der Düsseldorfer Kunsthalle rund 90 Objekte mit und aus essbaren Materialien. Der Verwesungsprozess der Lebensmittel gehört übrigens zur Schau dazu.
Süßlich riecht es aus dem kleinen Raum. Erst auf den zweiten Blick erkennt und erschnuppert der Besucher, dass die dunkelbraunen Wände und die gleichfarbige mittig platzierte Bank von der Künstlerin Anya Gallaccio mit Schokolade bestrichen wurden. Rund 90 Objekte mit und aus essbaren Materialien zeigt die Ausstellung «Eating the Universe. Vom Essen in der Kunst», die ab Samstag in der Kunsthalle Düsseldorf zu sehen ist.
«Historischer Hintergrund der Schau ist die in der Landeshauptstadt in den 1970er Jahren erstmals aufgekommene «Eat Art» des Schweizer Künstlers Daniel Spoerri», erzählt Kuratorin Magdalena Holzhey. Spoerri hatte in den Siebziger Jahren in der Düsseldorfer Altstadt eine Galerie mit Kunst aus essbaren Materialien und Lebensmittelabfällen betrieben.
Einige seiner berühmten «Fallenbilder», wie das an der Wand hängende Arrangement einer Tischbedeckung mit leeren Tassen mit angetrocknetem Kaffeesatz, werden in der Ausstellung ebenso gezeigt wie Installationen und Gemälde jüngerer Künstler. «Seit den Neunziger Jahren haben sich Künstler wieder verstärkt der «Eat Art» zugewandt», weiß Holzhey. Alle in Düsseldorf gezeigten Werke wurden mit echten Lebensmitteln hergestellt oder bearbeitet.
Verwesungsprozess gehört dazu
Daher sei man bei der Vorbereitung der Ausstellung auf «ungewohnte Erfordernisse und Fragen schon allein aufgrund der Materialien gestoßen», sagt die Kuratorin. Viele Werke seien für die Schau neu aus Essbarem hergestellt worden. Für das «Brotbett», das die Künstlerin Jana Sterbak aus einem Metallbett und einer Matratze aus echtem Brot herstellte, habe man erst einmal einen passenden Ofen finden müssen.
Der Verwesungsprozess der Lebensmittel gehört übrigens zur Schau mit dazu. «Die meisten Werke sind nicht haltbar gemacht worden», sagt Holzhey. Eat Art sei in den Siebziger Jahren schließlich auch als eine Art künstlerischer Widerstand gegen die «museale Konservierbarkeit» entstanden.
Thematisiert werden in den Werken unter anderem die gesellschaftliche Bedeutung und Inszenierung von Essen sowie das Problem der Verschwendung von Nahrungsmitteln. So in der Installation von Thomas Rentmeister: Ein leerer Einkaufswagen liegt halb versunken in einer rund fünf mal vier Meter großen Zuckerinsel. Rund sieben Tonnen Zucker wurden für das Werk ausgeschüttet.
Stolz steht daneben der niederländische Künstler Zeger Reyers in seiner «rotierenden Küche». Sie ist auf den ersten Blick ein ganz normaler Raum, die mit Lebensmittel gefüllten Vorratsschränke sind schon etwas abgenutzt. «Ab Samstag wird die Küche allerdings langsam rotieren und sich dabei in einer Stunde vier Mal um sich selbst drehen», erzählt Reyers auf Englisch. Die langsame Rotation sorge dafür, dass sich die in der Küche gestauten Lebensmittel vermengten und ein riesiges Chaos anstellten. «Ich möchte damit auch die Bequemlichkeit der Leute in Frage stellen», sagt Reyers: «Die Frage ist doch: Wozu brauchen wir überhaupt eine Küche? Wir können auch in den Wald gehen und uns dort Essen suchen und zubereiten.»
Für «Eating the Universe» wurden zahlreiche Leihgaben anderer Museen zusammengetragen. Die Schau ist bis zum 28. Februar in Düsseldorf zu sehen. Danach wird sie in Stuttgart und in Innsbruck gezeigt. Besucher können die Werke dienstags bis samstags von 12.00 Uhr bis 19.00 Uhr und Sonn- und Feiertags von 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr besichtigen. Der Eintritt kostet 5,50 Euro, ermäßigt 3,50 Euro. (ddp)