Seine Werke befassten sich mit den Licht- und Schattenseiten des Lebens: Alfred Schmidt, der lange in Buer lebte, entwarf Design-Objekte für die „oberen Zehntausend” ebenso wie Alltagsgegenstände und gab mit Zeichnungen den Kumpels unter Tage ein Gesicht.
Sein Leben erfand er stehts neu - und ganz plötzlich verstarb er am 20. Dezember 1997 im Alter von 67 Jahren.
Seine Ehefrau Monika Schmidt-Brockmann und seine Tochter Kira verwalten seither den Nachlass des Künstlers im Kulturhaus an der Bergmannsglückstraße 42, das seit 1998 seinen Namen trägt. Zum 10. Todestag erinnern sie ab morgen mit einer Ausstellung an den Schaffens- und Lebensweg von Alfred Schmidt.
Die Räume der neu eingerichteten Galerie sind angenehm warm, wenn man sie betritt – und an den Wänden hängen nicht nur jene Bleistiftzeichnungen, die Alfred Schmidt und „seine” Kumpels weit über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus bekannt machten.
Der erste Blick fällt auf ein Poster mit einem futuristisch anmutenden Fahrzeug – und auf graue, runde Plastik-Kanister. „Diese Sachen hat er in den 1960er und 70er Jahren entworfen, als er als Designer arbeitete”, erklärt Kira Schmidt. „Das Flugauto dort war jedoch nur eine Studie für Bayer-Leverkusen. Gebaut wurde es nie”, sagt sie.
Die Plastik-Kanister hingegen wurden sogar in Serie hergestellt. „Sie sind so stapelbar, dass dabei kein Platzverlust entsteht. Das war zu jener Zeit, 1969, eine Sensation”, erinnert sich Monika Schmidt-Brockmann. Einer der „Ballon”-Kanister schaffte es sogar bis ins Museum of Modern Art nach New York, wo er bis heute steht. Und Alfred Schmidt erhielt 1970 die internationale Auszeichnung „World Star” dafür.
Direkt daneben stehen in dieser Ausstellung eine Hengstenberg-Essigflasche mit „weiblichen” Rundungen und die charakteristische Pril-Flasche – beide sind auch heute noch im Handel erhältlich. Sachen wie diese spiegeln im Alltag Schmidts Schaffensmotto, das „Kunst als Lebensmittel” herausstellte. Seine Werke sollten für alle da sein.
Diese Linie setzte sich auch fort, als Alfred Schmidt vom Design- ins freischaffende Künstlerfach wechselte. Nach längeren Aufenthalten in Skandinavien siedelte er 1975 mit seiner Frau Monika ins Ruhrgebiet um. Die folgenden 25 Jahre widmete Schmidt der Welt des Bergbaus: Er besuchte (und zeichnete) Bergleute unter schwierigsten Bedingungen unter Tage. So wurde er zum Botschafter einer ganzen Generation, die bislang im Verborgenen gearbeitet hatte.
1981 karrte er einige dieser Porträts bei der Aktion „Bilderwagen” 50 Tage lang durchs Ruhrgebiet. Fotos erinnern in der aktuellen Ausstellung an die Strapazen und den Idealismus dieser Tage. Dabei wird klar, warum Alfred Schmidt 1981 nach seiner Rückkehr für die Aktion als erster „Ehrenbürger des Ruhrgebiets” ausgezeichnet wurde.
Unermüdlich kämpfte er nach Aussagen von Kira und Monika Schmidt auch für „seinen” U-Bahnhof „Consolidation” in Bismarck, mit dem er den Bergleuten ein Denkmal aus Emailplatten setzte, das bis heute öffentlich bewundert werden kann (von der Linie 301 aus). Bunte Emailplatten erzählen in dieser Ausstellung von dem langen Weg zu diesem Werk.
Die Ausstellung endet mit Zeichnungen, die Alfred Schmidt 1997 von Schiffbauern auf der „Vulkan-Werft” erstellte. „Er wollte die Porträts dieser Schiffbauer den Bildern der Bergleute gegenüberstellen”, so Kira Schmidt. Doch ihr Vater kam nicht mehr dazu, die Arbeiten fertig zu stellen – am 12. August 1997 kollabierte er in Bremen ganz plötzlich am Arbeitsplatz. Vier Monate später starb er in Buer. Seine Werke jedoch leben bis heute weiter – im Bergmannsglück.