Dortmund. . Peter Maffay spielte sein sechstes Drachen-Drama in Dortmund. Am Dienstag kommt die opulente Show nach Oberhausen.
In Drachenjahren ist Tabaluga zwar erst sieben, in Menschenjahren aber 700 und tatsächlich auch schon 33. Genug Zeit, um alle großen Themen zu besingen: den Weltenlauf, die Vernunft, das Glück und die Liebe. Genug Zeit, um sich Freunde zu machen. Ohne die konnte Peter Maffays Rockmärchen wohl kaum so lange überleben. Und Teil sechs, der am Wochenende viermal die Dortmunder Westfalenhalle füllte, deshalb unmöglich anders heißen: „Es lebe die Freundschaft!“
Denn es ist ja so mit dem kleinen grünen Drachen, den Maffay zusammen mit dem Kinderliedermacher Rolf Zuckowski und dem Autor Gregor Rottschalk einst erfand: Er ist selbst eine treue Seele. Treu seinen eigenen Freunden, dem Magier, der jede Geschichte erzählt, den Bienen, den Ameisen, der Spinne, den Delfinen, Schweinen auch – und seiner Lilli, herzenschmelzender Eisprinzessin.
Der Schneemann schmilzt dahin
Treu seinen Liedern, die das Hallenrund gerührt mitsingen kann: Bienenlied und Ameisensong, „Eis im September“, „Fass das nicht an“ und, hach, „Ich fühl wie du“. Treu selbst seinem Feind, dem finsteren Schneemann Arktos, der noch jedes Mal unter den Emotionen einfach geschmolzen ist.
Auch dem Prinzip des Drachen-Dramas blieben die Autoren bislang stets verbunden: Fröhlich-bunte Grünland-Welt, Heimstatt Tabalugas, wird bedroht von den kalten Kriegern Eislands, Arktos arbeitet sich an Tabaluga ab, und am Ende wird alles gut. Ein Märchen lebt von diesem Versprechen, auch dieses über die Freundschaft: Da wird der Drache gleich zu Anfang schockgefrostet, verliert unter der Schneedecke sein Gedächtnis, drückt wieder mal auf den verbotenen roten Knopf und löscht am Ende in schöner Gemeinschaft mit Freund und Feind den feuerspeienden Vulkan. „Wer nur nimmt und nicht gibt, wird allein sein“, singt die Spinne.“ – „Heute wird man lieber geliket als geliebt“, sagt der Magier. Solche Botschaften sind einfach, aber deshalb ja nicht falsch.
Die bekannten Hits halten diese Rahmenhandlung zusammen, die Kinder immer noch aufregend finden, und Erwachsene beruhigend. Zumal die Regie ihnen, der deutlichen Mehrheit im Publikum, hier und da ein Schmankerl schenkt: „Ich werde eine Mauer bauen“, dröhnt der Selfmade-Schnee-Man, „und ihr werdet sie bezahlen!“ Da lachen die Großen beim Gedanken an Trump, und die Kleinen müssen ja nicht verstehen, warum.
Was wirkt, ist die Show, und die ist groß, fantasiereich, opulent. Allein die 160 Kostüme; die Tänzer, die Ameisenarmee sein können, anmutige Schmetterlinge und Eisbären; das Licht, das eisig ist oder warm, das aussieht wie Eiszapfen oder wie Sommerblumen. Und dann die Sänger: Peter Maffay allen voran, den sie bejubeln, schon weil er nach einem Muskelfaserriss rasant Roller fährt auf der mehrteiligen Bühne. Und so ziemlich alles selbst singt, an Gitarre oder Klavier begleitet in diesen ohrenbetäubenden zweieinhalb Stunden.
Dazu die „Kameliendame“, ist das nicht? – Uwe Ochsenknecht. Und die blonde Zweitstimme Tabalugas – tatsächlich Tim Bendzko. Rufus Beck hingegen, Magier, großartiger Glückskäfer, Regisseur: singt nicht, aber macht alles, aber auch wirklich alles andere.
Dass, bei aller Liebe, der kleine grüne Drache und der große weiße Diktator am Ende aber so plötzlich und pragmatisch Freundschaft schließen, kommt dann doch etwas unvermittelt. Es passt auch nicht zum Text. Ging es da nicht gerade um zarte Pflanzen, die erst nach langer Pflege Bäume werden? Hand drauf: Freunde!, – das klingt zu schön, um wahr zu sein und ging außerdem zu schnell.
Nun kann Arktos’ unverhoffte Wärme in der nächsten Folge natürlich trotzdem wieder erkalten. Oder aber, diese sechste war wirklich die letzte Geschichte für Peter Maffay und Tabaluga. Was auch nicht glaubhafter wäre.
INFO: Tabaluga bleibt noch in NRW: Am morgigen Dienstag, 22. November, spielt der kleine Drache in der KöPi-Arena Oberhausen (15 und 20 Uhr).
Danach geht’s für drei Auftritte nach Köln in die Lanxess-Arena: Samstag, 26. November, 15 und 20 Uhr, und Sonntag, 27. November, 13 Uhr.
Karten in den Leserläden dieser Zeitung und an den bekannten Vorverkaufsstellen.