Essen. Starke Tänzer - und bei sehr klassischer Choregrafie ein Muss für Ballettfans: „Don Quichotte“ hatte am Aalto-Theater Premiere.

Gegen Windmühlen kämpft Don Quichotte zwar auch in der gleichnamigen Ballett-Komödie von Marius Petipa. Doch sind der spanische Edelmann und sein Diener Sancho Pansa, denen Cervantes vor 400 Jahren ein literarisches Denkmal setzte, auf der Tanz-Bühne eher Nebenfiguren. Wenn sie sich auch ab und an in die Lovestory der kessen Kitri einmischen, als Komik-Träger und Außenseiter.

So auch bei Ben van Cauwenbergh, der den Repertoireschlager jetzt im Aalto-Theater herausbringt – in traditionellem Look und einer mediterranen, sonnigen Dorfkulisse (Dekor: Dorin Gal). Reichlich Folklore inklusive. In erster Linie ist es ein Geschenk des Chefchoreographen an die exzellent trainierte und verjüngte Aalto-Kompanie. Denn bei der schmissigen Gute-Laune-Musik von Ludwig Minkus, die mit spanischer Folklore spielt, kribbelt es jeden Tänzer in den Beinen. Besonders der Hochzeits-Pas-de-deux von Kitri und ihrem Basile und die Variationen sind Ohrwürmer zum Mitsummen.

Szenen rund um eine Hochzeit

Es geht um die Hochzeit der Wirtstochter Kitri: Sie liebt den schönen, aber armen Friseur Basile, soll nach dem Wunsch des Vaters aber den aufgeplusterten, reichen Dummkopf Gamache ehelichen. Eine Story, die nicht gerade den Blutdruck hochschnellen lässt. So bedarf es der altspanischen Titelfiguren, die auf und vor einem trippelnden Pferd zu Spaßvögeln mit Lanze und Hut mutieren. Sie bilden, wie der goldbetresste Geck Gamache, den Rahmen eines Abends, der meist lebt von Bravournummern des klassischen Tanzes. In rasantem Tempo, mit Anlehnungen an spanische Tänze – und farbenfroh, zündend aber auch tänzerorientiert musiziert von Essener Philharmonikern unter Yannis Pouspourikas.

Virtuosen-Potenzial

An Virtuosen-Potenzial hat die Aalto-Truppe einiges zu bieten. Yanelis Rodriguez als Kitri in rotem Rüschenkleid oder später in weiß-goldenem Hochzeits-Tutu besticht zunehmend durch stilechte Flamenco-Posen, erstaunliche Balancen und akademisch fließenden Linien. Essens neuer Primoballerino, der 28-jährige Aidos Zakan, wird durch seine raffiniert kombinierten Flugsprünge und Pirouetten zum umjubelten Publikums-Liebling. Er bringt etwas von der Klasse und dem Schliff der hohen russischen Schule auf die Aalto-Bühne. Hohe Qualität zeigen ebenso Kitris Freundinnen – Yusleimy Herrera und Yurie Matsuura. In gelbweißen Tellertutus brillieren sie in ihren vertrackten Variationen besonders durch Geschmeidigkeit und Sprungkraft. Als stilechter Torero Espada mit viel Power, stolzgeschwellter Brust und Bühnenpräsenz begeistert Armen Hakobyan, wie auch seine Partnerin Yulia Tsoi (Dulcinea). Ihre Spagatsprünge sind von enormer Leichtigkeit. Dass Komödianten auch noch ganz ordentlich Pirouetten drehen können, beweisen Tomàs Ottych (Don Quichotte) und Denis Untila (Sancho Pansa).

Schönheit des klassischen Balletts

Unterhaltsam und sehenswert ist dieses Ballett auch wegen der zahlreichen, feurigen Gruppen-Bilder, in denen die Kompanie durch Technik und Präzision überzeugt und zeigt, wie schön klassisches Ballett sein kann. Fazit: Für Ballettfans ein Muss. Nirgendwo sonst in NRW kann man diesen Klassiker sehen.

Termine: 10., 12., 19., 23., 25. und 27. November, 3. und 21. Dezember Karten: 0201/ 8122200