Essen. Die Olchis haben seit 25 Jahren kein Benehmen - und Kinder lieben sie gerade deshalb bis heute. Am 17. Juli erscheint ein neuer Band.
Gut, dass noch keiner eine Zeitung erfunden hat, die Gerüche überträgt. Sonst würden Sie diese Seite sofort wegschmeißen, so sehr stinkt die Geschichte: Die Olchis leben im Müll, sie waschen sich nicht und sie pupsen. Die grünen Wesen machen vieles, was ein anständiger Mensch nicht tut. Dabei fühlen sie sich rundum wohl. Diese Schmutzkerle begeistern Kinder nun schon seit 25 Jahren, am 17. Juli erscheint ein neuer Band. Ein Gespräch mit Erhard Dietl (62), dem Autor, Illustrator und Vater von drei Kindern.
Haben Sie sich als Kind gerne schmutzig gemacht?
Erhard Dietl: Nicht bewusst. Wir hatten mehr Möglichkeiten als die Kinder heutzutage, wir waren ja ganz viel draußen. Ich kann mich an Riesen-Pfützen erinnern, wir haben Flöße gebaut, wir waren im Gestrüpp und im Garten, da hat man sich einfach schmutzig machen dürfen, was heute ja gar nicht mehr so selbstverständlich ist, in unserer sauberen, ordentlichen, pünktlichen Welt. Die Olchis machen das heute anstelle der Kinder.
Und deshalb sind die Olchis so beliebt, weil sie das ausleben, was bei uns verboten ist?
Dietl: Da kommen viele Dinge zusammen. Die Olchis sind sehr stark und sie haben so einen angenehmen Familienverbund. Sie leben zusammen mit Oma und Opa in einem Haus und unternehmen viele Dinge miteinander, was ja auch nicht mehr selbstverständlich ist. Und dann essen die Olchis noch so komische Dinge, und ja, sie machen sich schmutzig und sie rülpsen. Sie erleben Freiheit und Geborgenheit. Das eine funktioniert ja nicht ohne das andere.
Am Anfang waren aber nicht alle begeistert von den Olchis?
Dietl: Das stimmt, für Lehrer war das schwierig. In den 90er-Jahren, als ich Lesungen gemacht habe, haben sie schon mal gesagt: „Bitte nicht aus den Olchis vorlesen.“ Warum nicht? „Wir haben gehört, dass sie sich so komisch benehmen.“ Inzwischen hat sich das total geändert. Mittlerweile machen Lehrer Schreibaufgaben zu den Olchis. Sie sind Aufhänger für Themen wie die Müll-Problematik. Die Olchis sind ja sehr gute Müllverwerter, weil sie das Zeug einfach aufessen (lacht).
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Sie bürsten vieles gegen den Strich, trotzdem kommt auch die Olchi-Welt ja nicht ganz ohne Regeln aus?
Dietl: So aufmüpfig sind die Olchis auch gar nicht, sondern eher konservative Knochen (lacht). Die Mutter kocht und der Vater bastelt.
Warum sind Sie bei diesen konservativen Rollenbildern geblieben?
Dietl: 89, als ich die Olchis erfunden habe, war das so. Die Mamas haben gekocht, die Väter haben das Geld beschafft. Ich fand es halt besser, wenn ich mich in diesen Klischees bewege, die Olchis aber pupsen und rülpsen und Müll essen lass’. Das fand ich einfach komischer, im Klischee zu bleiben, es dann aber zu brechen. Und die Fliegen abstürzen zu lassen, weil die Olchis so stinken.
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Ihr Verlag wirbt damit, dass bis heute mehr als 4,7 Millionen Olchi-Produkte verkauft wurden. Das sind ja nicht nur Bücher, sondern viele Fanartikel: Partyhüte, Leuchtschleim, Glibbermaden, Furzkissen, Pupshupe. . .
Dietl: Lauter wichtige Dinge (lacht). Irgendwann kam die Frage, machen wir etwas über die Bücher hinaus? Ich habe dann gesagt: Warum nicht? Ich habe mich als Kind auch wahnsinnig gefreut, wenn ich einen Plastik-Indianer entdeckt habe. Dann hat der Verlag die Merchandising-Abteilung in Gang gesetzt.
Wie fühlt sich das als Autor an?
Dietl: Meine Kinder sind natürlich die Bücher. Ich schätze, zwei Millionen habe ich mittlerweile verkauft. Was so nebenbei läuft, macht der Verlag. Und ich freue mich, dass er es macht, denn man muss auch davon leben können.
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Ihr neues Olchi-Buch lässt auch den Vorleser wieder lachen, wenn etwa Mutter Olchi im Wellnesshotel ein Schlammbad nimmt.
Dietl: Ich muss es beim Schreiben auch komisch finden. Ich finde es immer furchtbar, wenn Kinderbücher so kindlich hingeschrieben sind, dass Eltern sich die Haare raufen. Ich finde es toll, wenn die Erwachsenen auch Spaß dabei haben.