München/Kassel. Wer darf den Kunstnachlass von Cornelius Gurlitt ausstellen? Für den Leiter der Documenta, Adam Szymczyk, ist klar: Die Documenta ist der beste Ort.

Der künstlerische Leiter der Documenta, Adam Szymczyk, hätte den Kunstfund aus dem Nachlass von Cornelius Gurlitt gerne für die Weltkunstausstellung 2017 in Kassel. "Ich habe kein Interesse an einer exklusiven oder ersten spektakulären Präsentation, sondern möchte die Kunstwerke im politischen und ästhetischen Zusammenhang der Documenta in ihrer Gesamtheit zeigen", sagte Szymczyk im Interview der "Süddeutschen Zeitung" vom Mittwoch. Die Weltkunstausstellung biete einen einzigartigen Kontext, müsse sie doch selbst als historisches Dokument verstanden werden: "Die Documenta war immer auch eine Meta-Ausstellung - eine Aussage über die Welt der Gegenwart, von der die Kultur ein empfindlicher Teil ist, eine kognitive Erweiterung."

Gesamter Nachlass soll gezeigt werden

Statt Highlights zu inszenieren, ziehe er es vor, "die Gesamtheit des Nachlasses in einer stillen Weise zu zeigen, fast neutral, vielleicht nur chronologisch angeordnet", erklärte Szymczyk. Die Mehrheit der Besucher komme nicht wegen eines Spektakels oder eines Skandals, sondern aus Interesse an der Kunst.

25 Kunstwerke aus Gurlitt-Fundus

Bernhard Kretschmars
Bernhard Kretschmars "Strassenbahn", Aquarell mit unbekanntem Entstehungsdatum. © dpa
Hans Christoph:
Hans Christoph: "Paar", Aquarell, 1924. © dpa
Max Liebermann:
Max Liebermann: ""Reiter am Strand", Gemälde, 1901. © dpa
Conrad Felixmueller:
Conrad Felixmueller: "Paar in Landschaft", Aquarell, 1924. © dpa
Marc Chagall: '
Marc Chagall: '"Allegorische Szene", undatiertes Gemälde. © dpa
Erich Fraass:
Erich Fraass: "Mutter und Kind", Aquarell, 1922. © dpa
Wilhelm Lachnit:
Wilhelm Lachnit: "Mann und Frau am Fenster", Aquarell aus dem Jahr 1923. © dpa
Henri Matisse:
Henri Matisse: "Sitzende Frau / In einem Sessel sitzende Frau", Gemälde, um 1924. © dpa
Otto Griebel:
Otto Griebel: "Die Verschleierte", Aquarell, entstanden 1926. © dpa
Wilhelm Lachnit,
Wilhelm Lachnit, "Maedchen am Tisch", Aquarell, 1923. © dpa
Otto Griebel:
Otto Griebel: "Kind am Tisch", undatiertes Aquarell. © dpa
Christoph Voll:
Christoph Voll:"Mönch", Aquarell, 1921. © dpa
Otto Dix:
Otto Dix: "Dame in der Loge", Aquarell, 1922. © dpa
Otto Dix:
Otto Dix: "Dompteuse". Aquarell, 1926. © dpa
Honore Daumier:
Honore Daumier: "Don Quichote und Sancho Panza", Gemälde, um 1865. © dpa
Théodore Rousseau:
Théodore Rousseau: "Vue de la vallée de la Seine", undatierte Zeichnung. © dpa
Ludwig Godenschweg: 
Ludwig Godenschweg: "Weiblicher Akt", undatierte Druckgrafik. © dpa
Ludwig Godenschweg:
Ludwig Godenschweg: "Männliches Bildnis". Druckgrafik, undatiert. © dpa
Eugene Delacroix:
Eugene Delacroix: "Conversation mauresque sur une terrasse", undatierte Bleistiftzeichnung. © dpa
Carl Spitzweg:
Carl Spitzweg: "Das Klavierspiel", Zeichnung, um 1840. © dpa
Auguste Rodin:
Auguste Rodin: "Etude de femme nue debout, les bras releves, les mains croisees au-dessus de la tete", undatierte Zeichnung. © dpa
Bonaventura Genelli:
Bonaventura Genelli: "Männlicher Akt", undatierte Zeichung. © dpa
Antonio Canaletto:
Antonio Canaletto: "Sa. Giustina in Prà della Vale". Padua, Druckgrafik von 1751/1800. © dpa
Fritz Maskos:
Fritz Maskos: "Sinnende Frau", Druckgrafik, 1922. © dpa
Christoph Voll: Christoph Voll:
Christoph Voll: Christoph Voll: "Sprengmeister Hantsch", Zeichnung, 1922. © dpa
1/25

"Es ist ein reflektierendes Publikum", sagte der Kunsthistoriker, der sich auch um Leihgaben der Werke bemühen will, die als Nazi-Raubkunst eingeordnet wurden und den früheren Besitzern deshalb zurückgegeben wurden. Die Documenta 14 findet vom 10. Juni bis 17. September 2017 statt. Erstmals wird sie nicht in Kassel, sondern vorab in der griechischen Hauptstadt Athen eröffnet und dort einen zweiten großen Standort haben.

Kunstmuseum Bern stellt die Werke aus

Auch interessant

Vor wenigen Tagen hatte bereits das Kunstmuseum Bern angekündigt, die Werke aus Gurlitts Nachlass geschlossen auszustellen und dann in seine Sammlung zu integrieren. Auch in Deutschland könnte sie zu sehen sein: "Die Staatsgalerie Stuttgart würde die Retrospektive gerne als erste übernehmen", hatte Museumsleiter Matthias Frehner kürzlich dem Magazin "Focus" erklärt. Zu einem möglichen Termin wollte man sich in Stuttgart noch nicht äußern.

Der am 6. Mai 2014 verstorbene Cornelius Gurlitt war der Sohn von Adolf Hitlers Kunsthändler Hildebrand Gurlitt. Seine Kunstsammlung, die wegen Nazi-Raubkunstverdachts umstritten ist, hat er dem Kunstmuseum Bern vermacht. (dpa)