München/Bern. Um Cornelius Gurlitts Erbe wird weiter gestritten. Eine Cousine erhebt Ansprüche und hat einen Erbschein beantragt - ebenso das Kunstmuseum Bern.

Das Gurlitt-Erbe liegt weiter auf Eis. Nach einer Cousine des Kunstsammlers hat nun auch das Kunstmuseum Bern beim Münchner Amtsgericht einen Antrag auf einen Erbschein gestellt. Damit will das Museum seinen Status als Alleinerbe absichern. Denn die Cousine erhebt ebenfalls Ansprüche auf das Erbe.

"Ein Erbschein ist ein Legitimationspapier", sagte Amtsgerichtssprecherin Monika Andreß am Montag und bestätigte damit einen Bericht der Schweizer Nachrichtenagentur SDA. Wenn sich später herausstellen würde, dass das notarielle Testament doch unwirksam war, seien alle Handlungen des Museums bezogen auf dem Nachlass mit dem Erbschein trotzdem gültig.

Sohn eines Nazi-Kunsthändlers

Ein Teil der Sammlung dürfte Raubkunst sein. Die rechtliche Klärung, welche Werke den ursprünglichen Eigentümern zurückgegeben werden können, läuft noch. Der vor knapp einem Jahr gestorbene Cornelius Gurlitt war der Sohn des Nazi-Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt. Die Sammlung hortete er in seiner Münchner Wohnung und in einem Haus in Salzburg. In der Sammlung befinden sich Werke etwa von Matisse, Picasso, Renoir und Monet.

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Für die beantragten Erbscheine muss die Amtsrichterin nun umfangreiche Schriftstücke der Antragsteller prüfen. "Das Gericht ist sensibilisiert und tut alles, um schnellstmöglichst entscheiden zu können", sagte Andreß. "Es kann sehr schnell gehen - aber es kann auch lange dauern, wenn zum Beispiel ein weiteres Gutachten eingeholt werden müsste, ob Gurlitt zum Zeitpunkt des Verfassens testierfähig war." Gegen die Entscheidung des Amtsgerichts könne noch Beschwerde zum Oberlandesgericht eingereicht werden.

25 Kunstwerke aus Gurlitt-Fundus

Bernhard Kretschmars
Bernhard Kretschmars "Strassenbahn", Aquarell mit unbekanntem Entstehungsdatum. © dpa
Hans Christoph:
Hans Christoph: "Paar", Aquarell, 1924. © dpa
Max Liebermann:
Max Liebermann: ""Reiter am Strand", Gemälde, 1901. © dpa
Conrad Felixmueller:
Conrad Felixmueller: "Paar in Landschaft", Aquarell, 1924. © dpa
Marc Chagall: '
Marc Chagall: '"Allegorische Szene", undatiertes Gemälde. © dpa
Erich Fraass:
Erich Fraass: "Mutter und Kind", Aquarell, 1922. © dpa
Wilhelm Lachnit:
Wilhelm Lachnit: "Mann und Frau am Fenster", Aquarell aus dem Jahr 1923. © dpa
Henri Matisse:
Henri Matisse: "Sitzende Frau / In einem Sessel sitzende Frau", Gemälde, um 1924. © dpa
Otto Griebel:
Otto Griebel: "Die Verschleierte", Aquarell, entstanden 1926. © dpa
Wilhelm Lachnit,
Wilhelm Lachnit, "Maedchen am Tisch", Aquarell, 1923. © dpa
Otto Griebel:
Otto Griebel: "Kind am Tisch", undatiertes Aquarell. © dpa
Christoph Voll:
Christoph Voll:"Mönch", Aquarell, 1921. © dpa
Otto Dix:
Otto Dix: "Dame in der Loge", Aquarell, 1922. © dpa
Otto Dix:
Otto Dix: "Dompteuse". Aquarell, 1926. © dpa
Honore Daumier:
Honore Daumier: "Don Quichote und Sancho Panza", Gemälde, um 1865. © dpa
Théodore Rousseau:
Théodore Rousseau: "Vue de la vallée de la Seine", undatierte Zeichnung. © dpa
Ludwig Godenschweg: 
Ludwig Godenschweg: "Weiblicher Akt", undatierte Druckgrafik. © dpa
Ludwig Godenschweg:
Ludwig Godenschweg: "Männliches Bildnis". Druckgrafik, undatiert. © dpa
Eugene Delacroix:
Eugene Delacroix: "Conversation mauresque sur une terrasse", undatierte Bleistiftzeichnung. © dpa
Carl Spitzweg:
Carl Spitzweg: "Das Klavierspiel", Zeichnung, um 1840. © dpa
Auguste Rodin:
Auguste Rodin: "Etude de femme nue debout, les bras releves, les mains croisees au-dessus de la tete", undatierte Zeichnung. © dpa
Bonaventura Genelli:
Bonaventura Genelli: "Männlicher Akt", undatierte Zeichung. © dpa
Antonio Canaletto:
Antonio Canaletto: "Sa. Giustina in Prà della Vale". Padua, Druckgrafik von 1751/1800. © dpa
Fritz Maskos:
Fritz Maskos: "Sinnende Frau", Druckgrafik, 1922. © dpa
Christoph Voll: Christoph Voll:
Christoph Voll: Christoph Voll: "Sprengmeister Hantsch", Zeichnung, 1922. © dpa
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Gurlitt-Cousine Uta Werner zweifelt das Testament an, in dem Cornelius Gurlitt sein gesamtes Vermögen - inklusive einer millionenschweren, umstrittenen Kunstsammlung - dem Kunstmuseum in Bern vermachte. Sie hatte im Februar die entsprechenden Unterlagen für den Erbscheinsantrag eingereicht. Das Gericht prüfe den Antrag Werners und des Museums in einem Verfahren, sagte Andreß. (dpa)