Essen. Paul Maar hat ein neues Kinderbuch geschrieben: „Der Galimat und ich“. Wie ein imaginärer Freund hilft „Gali“ dem jungen Außenseiter Jim.
Wie schön muss das Leben als Erwachsener sein, denkt der zehnjährige Jim. Nie wieder Mathe und keine Schüler, die einen ärgern. Eines Tages trifft er auf den „Galimat“, ein kugelförmiges Wesen auf dünnen Beinen, das ihm seinen Wunsch erfüllt, mit der EWP – der Erwachsen-werden-Pille. „Der Galimat und ich“ heißt das neue Kinderbuch von Paul Maar, der nach seiner berühmt-beliebten Sams-Reihe nun einen neuen Gefährten erdacht hat. Wie ein imaginärer Freund mit frechem Mundwerk springt der Galimat in Jims Leben.
Fantasiereiches Kinderbuch
Wunschpunkte und eine Dichter-Begabung, wie sie das Sams hat, kann „Gali“ zwar nicht vorweisen, aber er kann Dinge wie die Erwachsen-werden-Pille materialisieren – und sich entmaterialisieren. Also unsichtbar machen. Erneut ist Paul Maar ein fantasiereiches Kinderbuch gelungen, das nicht nur Sams-Fans mögen werden. Dabei bleibt sich der 77-Jährige treu, überlädt die Geschichte nicht mit ausufernden Fantasie-Welten. Der Galimat ist ein witziger Gesprächspartner. Die Hauptperson in diesem Buch ist jedoch Jim, der bei Onkel und Tante lebt. Er ist ein Junge, wie es ihn tausendfach gibt, mit Stärken und Schwächen und Problemen in der Schule.
Maar nimmt Jungen und Mädchen ernst, schreibt über ihre Sorgen, bei übervorsichtigen Müttern oder überehrgeizigen Vätern. In Jims Fall ist es der Onkel, der ihn zum Lernen anspornt. Nicht fürs Leben, sondern für die erste Million. Der Onkel will Jim bei einem Fernsehquiz anmelden, das „Wer wird Millionär?“ gleicht und im Buch „Superwisser“ heißt.
„Besserwisser“ schimpfen die Mitschüler Jim, weil er zu vielen Wörtern die Definition aus dem Lexikon liefert: „Knurrhahn: Meeresfisch, der knurrende Geräusche von sich gibt.“ Jim hat ein fotografisches Gedächtnis und lernt das Lexikon von A bis Z auswendig. Maar singt damit ein Loblied auf die alten Medien, ohne die neuen zu verschmähen. Jim lässt er sagen: „Wenn ich etwas im Internet suche, muss ich ja vorher wissen, was ich suchen will. Aber ich will ja gerade Begriffe lernen, die ich noch gar nicht kenne.“
Ein zeitgemäßer Außenseiter
Doch Jims Gabe hilft ihm nicht im Matheunterricht oder bei schubsenden Schülern. Also will sich Jim rächen. Als Erwachsener. Aber schon bald merkt er, dass es gar nicht so schön ist, schnell groß zu werden. Denn Rebekka aus seiner Klasse fürchtet sich vor dem erwachsenen Jim. Mit ihr hat Paul Maar einen weiteren zeitgemäßen Außenseiter erfunden, weil sie nicht so schlank ist wie andere. Wie schön muss es sein, denkt der Junge Jim, gemeinsam mit diesem Mädchen älter zu werden.
Paul Maar: Der Galimat und ich. Mit Bildern von Ute Krause, Oetinger, 253 Seiten, 12,99 €, ab 8