Duisburg. . Astrid Lindgren hat mit Ronja Räubertochter eine Heldin für Millionen Leser erschaffen. Dass sie das Zeug zur Opernheldin hat, zeigt die Rheinoper.

Wenn es um Kinder- und Jugendtheater geht, kleckert die deutsche Oper am Rhein nicht. Man bietet dem Nachwuchs große Oper. Und im Fall der neuesten Produktion, „Ronja Räubertochter“, sogar ganz große Oper mit Chor, Statisterie, Orchester und Bühnentechnik vom Feinsten. Es ist eine Auftragskomposition, zugleich Kooperation mit den Theatern von Bonn und Dortmund, die sogar die Erben von Astrid Lindgren für eine Opernversion des Erfolgsstoffs erwärmen konnten.

Dem natürlich-spannenden Erzählstil Lindgrens begegnet der Weimarer Komponist Jörn Arnecke mit Klängen, die vor allem Stimmungen erzeugen sollen und die beim jungen Publikum im Duisburger Theater ihre Wirkung nicht verfehlten. Eine reizvoll instrumentierte Partitur mit filmmusikalischem Anstrich, zu der effektvoll gesprochen werden kann, während die gesungenen Partien bisweilen etwas gekünstelt anmuten. Die Abenteuer der selbstbewussten Räubertochter Ronja im geheimnisumwitterten Wald finden so insgesamt einen passenden musikalischen Nährboden.

Tolle Waldlandschaften

Über sich hinausgewachsen ist die Bühnen- und Kostümbildnerin Tatjana Ivschina, die zu der mittlerweile fünfjährigen Erfolgsgeschichte der hiesigen Kinderoper maßgeblich beigetragen hat. Sie schuf in Anlehnung an die bekannten Buchillustrationen Burg- und vor allem Waldlandschaften, die durch ihre pittoreske Anmut die Kinder begeisterten.

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Zu sehen ist nicht nur die wohl romantischste Waldszenerie, die in den letzten Jahrzehnten auf einer Opernbühne zu sehen gewesen sein dürfte, sondern ein Wald, der lebt. Immer wieder lösen sich aus dem Dickicht geheimnisvolle Gestalten, Tiere und Fabelwesen. Lindgrens Welt der Rumpelwichte, Wilddruden und Unterirdischen, zumal in den fantasievollen Kostümen der Künstlerin, dürfte sich optisch kaum bezwingender realisieren lassen.

Grusel, Humor, Action

In diesem Umfeld inszeniert Johannes Schmid mit leichter Hand eine Abenteuergeschichte, in der sich Grusel, Humor, Action und zarte Botschaft ausgewogen ergänzen. Die Figuren wirbeln über die Bühne, erhalten starke, bisweilen bizarre Konturen, beim Tod des von den Kindern besonders geliebten Glatzen-Pers mit seinen derben Sprüchen wird es ganz still, und auch der Entschluss von Ronja und ihrem lieben Birk, ein Leben außerhalb der Räuberwelt führen zu wollen, dürfte bei den Kindern angekommen sein.

Ensemble sprüht vor Spiellaune

Die schillernde Partitur ist bei Lukas Beikircher und den Duisburger Philharmonikern vorzüglich aufgehoben. Und das junge, in vielen Rollen mehrfach besetzte Ensemble sprüht vor Spiellaune.

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So Maria Kataeva als quicklebendige Ronja, die die auch gesanglich anspruchsvolle Partie mühelos bewältigt. In kongenialer Partnerschaft mit Anke Krabbe als ihr Freund Birk aus der verfeindeten Räuberfamilie.

Weitere Rollen sind mit Lisa Griffith und Marta Márquez geradezu luxuriös besetzt. Einen Sonderapplaus erhielt Stefan Wilkening als Glatzen-Per. Gespart wird in Sachen Kinderoper an der Rheinoper an nichts. Das ist gut so. Die Begeisterung der Kinder nach einer immerhin zweistündigen, mit ungebrochener Aufmerksamkeit verfolgten Aufführung ist der beste Lohn für Mühen und Aufwand.