Las Vegas. . Auf „Smoke + Mirrors“ fehlen Songs mit echtem Hit-Potenzial. Dennoch werden Fans der Band ihre Freude an dem Werk haben.

Eines der härtesten Gesetze im Glücksspiel-Paradies lautet: Die Bank gewinnt immer. Und den Jackpot zu knacken, ist so gut wie unmöglich. Dennoch ist es Imagine Dragons aus der Stadt der verzockten Hoffnung geglückt, abzuräumen. Ihr Debütalbum „Night Visions“ brachte drei weltweite Top-10-Singles hervor, für die euphorische Hymne „Radioactive“ gab’s einen wohlverdienten Grammy. Unbestreitbar hatten auch „It’s Time“ und „Demons“ eingängige Mitsing-Melodien.

Und daran mangelt es dem nun erscheinenden Album „Smoke + Mirrors“, auch wenn das Grundrezept des Werks stimmt und die Songs sogar noch abwechslungsreicher geworden sind. Hört man hinein, entdeckt man etwas seichten Synthiepop („Shots“), opulente Orchestrierung mit rhythmischem Klatschen („Gold“) und sogar einen Ausflug in den Bluesrock, der entfernt an die White Stripes erinnert.

Von allem zu viel

Allerdings muss man bis zum fünften Song warten, bis man auf den ersten hitverdächtigen Kandidaten „I Bet My Life“ trifft, der Gospeleinflüsse aufgreift, zum Mitklatschen animiert und dank seiner Chöre in puncto Hymnenhaftigkeit dem Song „Radioactive“ nur ein bisschen hinterherhinkt. Allerdings steht zu befürchten, dass dieses „bisschen“ den Unterschied zwischen einem ganz guten Song und einem Welthit ausmacht. Und: Bei Song Nummer 5 hatte man auf dem Debüt schon alle Hits gehört, „Smoke + Mirrors“ dosiert die guten Momente deutlich spärlicher.

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Ansonsten hat das Album von allem zu viel: Manche Songs wurden mit Streichern, Chören, Synthies und Drums zugerümpelt. Auch exotische Ausflüge gibt es genügend, man hört afrikanische Anleihen genauso heraus wie die asiatischen Töne am Anfang von „The Hopeless Opus“. Auf der Suche nach großem Rockklang und Bedeutsamkeit hätte der Band und ihren Co-Produzenten Alex Da Kid und Brandon Darner jemand sagen sollen, dass weniger manchmal mehr ist. Allein bei den früher präsenten Breakbeats hat man sich eingeschränkt.

Stimmlich präsent wie zuvor

Sänger Dan Reynolds klingt trotz der Überfrachtung stimmlich allerdings so präsent wie zuvor, sei es mit seinem Falsett-Gesang oder in raueren und tieferen Stimmpassagen. Gewiss werden Imagine Dragons ihre bereits gewonnenen Fans mit „Smoke + Mirrors“ nicht verscheuchen. Aber ob die Drachen ihre Beliebtheit mit diesem leider nur soliden Werk steigern können? So richtig kann man sich das nicht vorstellen.

  • Imagine Dragons: Smoke + Mirrors (Universal)
  • Live: 11.10. Oberhausen, Arena. Karten in den Ticketshops dieser Zeitung, unter 0201/804 6060 und unter www.ruhrticket.de