Essen. . Fast fünf Millionen Kino-Besucher sahen ihn: Til Schweiger über den Erfolg seines Films „Honig im Kopf“ – und warum er nicht beim Deutschen Filmpreis ins Rennen geht.

Zuschauer-Millionär war Til Schweiger schon oft, doch die Besucherzahlen von „Honig im Kopf“ sind sensationell. Seit Wochen steht die Demenz-Tragikomödie auf Platz 1 der Kinocharts, gerade wurde der Rekord „bestes Ergebnis eines deutschen Films an einem sechsten Wochenende“ vermeldet. Die 5-Millionen-Hürde ist bald genommen, die ARD widmete dem Film eine ganze „Hart aber Fair“- Ausgabe. Beim Deutschen Filmpreis tritt Schweiger dennoch nicht an. Dieter Oßwald befragte ihn auch dazu.

Herr Schweiger, feiern Sie den 5-Millionen-Erfolg Ihres Films?

Til Schweiger: Wir machen am nächsten Dienstag in einem Berliner Club eine Party für das gesamte Team. Der Musiker Tom Rosenthal, von dem „Go Solo“ aus dem Film stammt, wird auftreten. Als kleines Dankeschön fürs Publikum werden im sozialen Netzwerk auch 150 Karten für Fans verlost.

Komödien mit schweren Themen sind heikel – wie erklären Sie sich den Erfolg mit einem Demenz-Film?

Schweiger: Man kann Kinoerfolge weder voraussagen noch vollständig erklären. Ein entscheidender Aspekt ist sicher, dass der Film den Zeitgeist trifft. Das war bei „Fack ju Göhte“ so und damals auch bei unseren „Keinohrhasen“. Für mich funktioniert „Honig im Kopf“ beim Publikum deshalb so gut, weil es einfach diese Sehnsucht nach Familie gibt und dem Zusammenhalt von Generationen, die dieser Film propagiert.

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Gibt es Publikums-Reaktionen?

Schweiger: Was Zuschauer auf Facebook oder mir direkt schreiben, finde ich so berührend, dass ich bei vielen um Erlaubnis gebeten habe, ihre Kommentare zu veröffentlichen. Es ist sehr bewegend, wenn Zuschauer persönliche Geschichten erzählen, wenn sie berichten, welche Gefühle der Film ausgelöst hat oder wie sie danach in der Familie darüber sprachen – mehr kann Kino eigentlich nicht erreichen.

Hat Sie das überrascht?

Schweiger: Absolut, ich kenne schließlich auch ganz andere Erfahrungen. Mit „One Way“ hatte ich mir damals große Hoffnungen gemacht, damit Diskussionen anzustoßen über Strafgesetzgebung und Vergewaltigung. Das hat nicht funktioniert, weil der Film kein Erfolg war. Deswegen bin ich mit meinen Erwartungen für „Honig“ sehr bescheiden geblieben.

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Ab welchem Moment war Ihnen klar, dass der „Honig“ in den Kino-Charts ganz oben kleben bleibt?

Schweiger: Das wussten wir nach dem Startwochenende, weil die Ergebnisse aus den Zuschauerumfragen enorm gut waren und noch besser ausfielen als bei „Kokowääh“. Solche Befragungen des Publikums sind aussagekräftiger als die bei Testvorführungen, weil es dort eine unterbewusste Haltung gibt, etwas bewerten zu müssen.

Wie reagieren Pfleger und Ärzte? Gab es Kritik an Ihrer Darstellung?

Schweiger: Ablehnung kam nur von Filmkritikern (lacht). Pflegepersonal, Ärzte und Fachleute haben oft ihre Zustimmung geäußert. Auch das Bundesgesundheitsministerium hat sich bedankt, weil der Film Aufmerksamkeit für das Thema Demenz schafft. Wobei „Honig im Kopf“ natürlich nie einen dokumentarischen Anspruch hatte, das kann ein Film wie „Vergiss mein nicht“ viel besser.

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Warum fehlt „Honig im Kopf“ bei den Kandidaten für den Deutschen Filmpreis?

Schweiger: Wir haben den Film gar nicht eingereicht, weil der Termin dafür vor dem Kinostart lag. Damit hätte es, wie bei „Keinohrhasen“, wieder die Diskussion gegeben, dass Akademiemitglieder sich keine Ansichts-DVD mit Wasserzeichen anschauen wollen. Wir finden diese Schutzmaßnahme aber wichtig, weil der Film nicht vorab auf dunklen Kanälen als Raubkopie enden soll.

Große nationale Kinoerfolge wecken gern Begehrlichkeiten in Hollywood. Gibt es bereits Pläne für ein „Honey“-Remake auf Englisch?

Schweiger: Im März treffe ich mich mit dem Studiochef von Warner. Im Unterschied zu „Kokowääh“ und „Kein­ohrhasen“ möchte ich diesmal aber nicht nur die Rechte verkaufen, sondern auch selbst die Regie übernehmen – dass Remake-Pläne so lange Zeit nicht umgesetzt werden, möchte ich lieber nicht noch einmal erleben.